Kasperltheater, auf die harte Tour gelernt

Ich bin nicht unerfahren, was die Bühne angeht. Rock, Musical, Moderator, Lesung, Schauspiel, hab ich alles schon gemacht, in verschiedenen Stufen der Professionalität. Erst heute wieder (und bin heiser). Aber das hat mich nicht vorbereitet auf Kasperltheater. K'T ist anders. Es gibt ein paar Regeln, die mir nicht klar waren. Woher auch? Kennt wer eine Kasperthaterschule (Tipp für Selbstständige: eine aufmachen!).
Ich möchte meine Erfahrfungen hier mit euch teilen. Wäre schön, wenn ihr ein paar hinzufügt. Wenn ihr an dem Drehbuch interessiert sein (es nennt sich "Drei Tassen Kakao für Kasper" und ist ca. 10 Minuten lang für zwei Darsteller, am besten ein Paar), dann findet ihr es bei scribd.

Was man beim Kasperltheater unbedingt beachten sollte:
1) Vorher proben. Ja, ich weiß, dass die Party jede Menge Vorbereitung braucht. Aber glaubt mir: das geht nicht aus dem Stehgreif
2) Stellt die Bühne höher. Man kann nicht einfach die Kinderbühne verwenden. Es ist unbedingt notwendig, dass ihr als Darsteller von unten auf eure Hände sehen könnt, wenn ihr spielt. Also braucht ihr mindests eine 1,50 m hohe Bühne. Mehr ist besser, da bequemer.
3) Puppen wechseln will ganz besonders geübt sein. Wir hatten echt Probleme, das in der Kürze der Zeit zu schaffen. Wenn gleichzeitig die andere Hand mit einer Puppe "auf der Bühne" ist, geht das fast gar nicht. Entweder ihr habt einen Helfer (die Handgarderobedame. Klingt unanständig), oder ein Gestell, wo die Puppen drin hängen. Dann sollten die Öffnungen aber mit einem steifen Ring verstärkt sein, so dass ihr einfach nur reinrutschen müsst.
4) Gegenstände halten ist schwierig. Präpariert eure Requisiten. Vor allem rutschige Stellen müssen mehr Haftung bekommen.
5) Kasperltheater ist wie Blogschreiben: es ist ein Dialog. Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass ihr was aufführt. Seht es als gemeinsames Spiel, oder als Gespräch mit dem Publikum, dann klappt es.
6) Holt euch Helfer vor der Bühne und hinter der Bühne. Es sind ja genug andere Eltern da, oder? Schon aleine wegen Punkt 3 sind ein paar Helfer praktisch, aber auch wenn euch was runterfällt, euer Publikum handgreiflich wird oder die Bühen umkippt.

Liest sich wie eine Anleitung zur Katastrophe, wenn man diese Punkte erst auf die harte Tour lernen muss. Aber so schlimm war unsere Premiere gar nicht (übrigens zum Dritten meines Sonnenscheins. Warum haben wir so lange damit gewartet?) Es ist bis auf ein paar kleine Fumbles alles glatt gegangen, und ich glaube es gibt auch kaum ein dankbareres Publikum als Kindergartler. Aber die Lernkurve ist sicher steil - beim nächsten Mal rocken wir! Das bringt mich auf einen Gedanken: was kann eigentlich mein Papa so, kasperltheatermäßig? Der müsste doch eigentlich ein alter Hase sein. Vielleicht engagier ich ihn zum Vierten. Dann hab ich auch gleich noch einen Grund, die Bühne angenehm hoch zu machen: mit 30 kniet es sich noch leicht, mit 60 schon nicht mehr so.

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