Gene, Hormone, Kümmerinstinkt und Mäuse-Väter

Kümmert sich der Vater um die Maus? Kommt auf die Art an
Nicht alle Säugetiere sind monogam. Die wenigsten, ehrlich gesagt. Bei den meisten poppt der pelzige Papa praktisch alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Menschen sind eine komplizierter Ausnahme. Vielleicht seit wir von besagtem Baum geklettert sind und uns in die afrikanische Savanne aufgemacht haben. Aber warum? Zwei Mäusearten könnten Aufschluss über die Mechanismen geben, die Monogamie und Polygamie regeln. Eine Warnung vorweg: für Sie lanne sich daraus weder eine Erklärung noch eine Ausrede für den nächsten Seitensprung ableiten.

Der Kümmerinstinkt der Väter an der Küste


Ich darf vorstellen: zwei Arten von Maus - die Küstenmaus und die Hirschmaus. Erstere ist monogam, und damit eine Ausnahme unter den Mäusen. Die Hirschmaus ist es nicht. Bei der Küstenmaus pflegen die Väter ihre Jungen, bei der Hirschmaus nicht. Beide Arten sind eng verwandt, man kann sie kreuzen und ihre Nachkommen sind fruchtbar und lebensfähig. Wenn ein Forscher viel Zeit und Neugier hat, kann er ein großes Zuchtexperiment starten und herausfinden, welche Nachkommen der wievielten Generation Brutpflege durch den Vater zeigen und welche nicht. In Harvard gibt es solche Forscher, die genau das gemacht haben: die beiden Mäusearten kreuzen, und Buch führen, bei welchen der 800 Tiere der drei Generationen die Väter sich in welchem Maß um ihre Jungen gekümmert haben. Dann kamen sie alle unters Messer, um die DNA zu analysieren (ja, so geht Forschung).

Vierzehn Gene und ein Hormon

Es zeigte sich, dass das Kümmerverhalten auf einer ganzen Reihe von Genen basierte, welche verschiedene Aspekte des Verhaltens beeinflussten: wie viel Zeit die Väter auf den Nestbau verwendeten, wieviel auf Putzen und Schmusen mit den Jungen und so weiter. Manche Gene beeinflussten nur ein Verhalten, manche eine ganze Reihe. Eines davon ist bekannt dafür, dass es für die Produktion von Vasopressin verantwortlich - ein Hormon, dass auch beim Menschen eine Rolle im Blutkreislauf spielt. Im Hirn von Mäusen jedoch hatte es eine zusätzliche Wirkung: es macht sie nervös, depressiv und löst einen verstärkten Kümmerinstinkt aus. Sie bauen aufwenigere Nester. Die Mäusemütter und -Väter haben quasi die typischen Elternsorgen. Beim Menschen sind die Effekte nicht eingehend erforscht, es scheint aber auf Sozialverhalten, elterliche Fürsorge und Partnerschaft zu wirken.

Väter sind keine Mäuse

Das Experiment liest sich wie das Drehbuch zu einer jahrzehntelang laufenden Telenovela: Die ursprüngliche Besetzung hat Affären, Nachwuchs, nimmt ein tragisches Ende, und ihre Kinder und Kindeskinder erleben komplizierte Affären voll von Drama und Leidenschaft. Vielleicht auch dem einen oder anderen Stückchen Käse. Aber man merkt schon: so ganz sagt uns das nichts über die Rolle von Vätern beim Menschen. Wir haben unser biologischen Wurzeln größtenteils durch sozial gelernte Rollen ersetzt. Dass Männer und Frauen gerne mal fremdvögeln wussten wir vorher schon, und dass manche Eltern sich besser in die Pflege einbringen und glücklicher damit sind, das ist auch nichts neues. Vielleicht ist der eine Gedanke aber hilfreich: die ganzen partnerschaftlichen und elterlichen Sorgen teilen wir uns Tausendfach mit den Mäusen - und die haben locker mal 50 Kinder statt nur zweien. Man blickt mit einem neidischen und einem mitleidvollen auf unsere kleinen pelzigen Vettern.


Bild: CC0, Pixabay 

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