Geschenke für die Ex-Frau?

"Die Scheidung ist das Sakrament der Erwachsenen" heißt es. Spätestens jetzt sollte man vernünftig sein, nicht mehr naiv. Vielleicht sogar pragmatisch genug, um Fragen zu beantworten wie: soll ich meinen Kindern helfen, Geschenke für ihre Mutter (meine Ex-Frau) auszusuchen? Soll ich diese Geschenke sogar bezahlen?
Auch Stein trennt sich irgendwas
Auch Stein trennt sich irgendwas


Kontra: Gehts noch?

Der erste Impuls: natürlich nicht. Wir haben uns nicht getrennt, um dann noch nett zueinander zu sein. Wegen der Kinder sind wir länger zusammen geblieben als sinnvoll, wegen der Kinder verhalten wir uns einigermaßen zivil zueinander. Aber die Zeit, wo wir uns Geschenke machen, ist vorbei. Je weniger meine Ex-Frau von meinem Leben mitbekommt, desto besser
Nicht zuletzt auch, weil ich wieder verheiratet bin und ein drittes Kind habe. Je weniger Gelegenheit für Neid oder Eifersucht es gibt, desto besser. Deswegen: klare Absage. Meiner Kinder müssen selber schauen, wie sie zurecht kommen.

Pro:

Bei unseren beiden Kindern liegt aber das Problem mit diesem ersten Impuls: ich will, dass sie eine gute Beziehung zu ihrer Mutter haben. Ich will ihnen zeigen, dass man auch zivil mit Leuten umgehen kann, mit denen man sich streitet. Ich will ihnen nicht das Gefühl geben, dass es in ihrem emotionalen Leben einen Teil gibt, den ich nicht mag. Zudem ist das Auswählen von Geschenken eine wichtige soziale Fertigkeit. Man muss ein Gespür dafür kriegen, wem man zu welchen Anlass was schenkt. Dabei helfen Praxisbeispiele - und eben auch der Geburtstag der eigenen Mutter. Wenn ich meinen beiden dabei helfen will, sich in der Welt und der Gesellschaft zurecht zu finden, dann muss ich anbieten, Aufgaben wie diese mit ihnen gemeinsam zu bewältigen.

Die Sache mit dem Geld

Klingt eigentlich, als wäre die Antwort also: ja, man sollte den Kindern helfen, ein Geschenk für die eigene Ex-Frau auszuwählen. Aber wie ist es mit dem Bezahlen? Sollte ich einen Beitrag dazu leisten, das Geschenk zu kaufen?

Da kommt es auf das Kind an. Der Gymi-Schüler sollte selber dafür sorgen können, dass seine Mittel für den Anlass ausreichen. Aber meine Siebenjährige hat noch kein Verständnis für dem Umgang mit Geld. Es kommt, ganz langsam. Aber so viel Vorausschau hat sie nicht, dass sie im Voraus spart. Meistens ist das kleine Taschengeld nach ein paar Tagen schon weg. Das ist gut so, dafür ist es da. Das heißt aber auch, dass die Wahl eines Geschenkes entweder nur in sehr begrenztem Rahmen möglich ist (eine Tüte Gummibärchen und ein selbstgemaltes Bild), oder eben doch einen Mäzen erfordert.

Vielleicht ist die Tüte Gummibärchen der richtige Weg -  authentischer, selbstständiger (und ich muss kein zusätzliches Geld auf die Ex verwenden). Andererseits: was mache ich, wenn die Prinzessin ihren Kleines-Mädchen-Charme auspackt und mich bittet, ihr unter die Arme zu greifen? Ich fürchte meine erwachsene Vernunft und der eingangs erwähnte Pragmatismus können mich nicht davor bewahren, dann vielleicht doch ja zu sagen.

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