Corona: Müssen wir unsere Kinder und unsere Eltern wirklich von einander fern halten?

Harte Zeiten für Eltern: KiTas sind zu, Schulen geschlossen, selbst gesunde Familien sitzen im Hausarrest, weil sie in Südtirol Skifahren waren. Wohin mit den lieben Kleinen, während wir im Büro oder Home Office sitzen? Zum Glück gibt's Großeltern. Denkt man. Aber gerade jetzt sollten wir genau diese Rettung in der Elternnot nicht nutzen.

Müssen wir unsere Kinder und unsere Eltern wirklich von einander fern halten? Oder ist das doch nicht so zwingend nötig? Ein paar Gedanken zu Covid-19, und eine Abwägung zu den Konsequenzen für uns als Eltern.

Panik? Im Gegenteil

Im Moment scheinen Städte, Schulen und Regierungen fast panisch auf das Virus zu reagieren. Ganz Italien ist in Quarantäne? Schulen werden geschlossen, nur weil einer von 1.000 Schülern Kontakt zu einem Infizierten hatte? Und die Fallzahl in Deutschland ist noch gering - ein paar Hundert, oder Eintausend. Ist das nicht alles übertrieben?

Die Antwort ist ein klares Nein. Der Grund für die drastischen Maßnahmen ist der folgende. Wir wollen von der türkisen Verlaufskurve hin zur gelben in obenstehender Grafik. In anderen Worten: die Pandemie kommt sowieso. Nur wie heftig sie ist, das können wir noch beeinflussen.

Wie schlimm ist das Virus tatsächlich?

Es wird geschätzt, dass bis zu jeder siebte von uns den Virus bekommt. Voraussichtlich werden wir, die wir unser 70 Jahre alt sind, gut darüber wegkommen. Die Fallzahlen auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess", die eine gute Datenbasis liefern, lassen hoffen dass die Letalität unter einem Prozent bleibt (zum Vergleich: die normale Grippe hat eine Letalität von einem Zehntel Prozent). Unter den 700 Passagieren des Schiffes, die den Virus hatten, war die Hälfte erkrankt. Es gab sechs Todesfälle, alle von Menschen über 70 Jahren an Alter.

Wie schaffen wir es, dass diese Zahlen so niedrig bleiben, wenn der Virus in Deutschland grassiert? Bei geschätzten 56 Millionen Erkrankten ist eines klar: Krankenhäuser und Ärzte können diese Masse auf einen Sitz nicht behandeln. Besonders die schlimmen Fälle, die eine Intensivbehandlung erfordern nicht. Und das würde zu einer größeren Zahl an Todesfällen führen als nötig. Das Ziel ist deswegen, die Pandemie in die Länge zu ziehen, so dass zu jedem Zeitpunkt nur ein kleiner Teil der Bevölkerung erkrankt ist. "Flatten the Curve" eben.

Warum wir Oma und Opa schützen müssen

Es ist klar, dass durch Covid-19 vor allem den Älteren Gefahr droht. Glaubt man den Zahlen von der Diamond Princess (die zu den niedrigsten Schätzungen gehören), dann sterben 5 % der Erkrankten über 70 an dem Virus. Vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Herz- oder Lungenkrankheiten sind gefährdet.

Das Problem wird verschärft dadurch, dass Covid-19 ansteckend ist, bevor Symptome auftreten. Wenn wir unsere quietschfidelen Kinder einen Nachmittag zu den Großeltern schicken, könnten sie den gefährlichen Virus aus Schule oder Kindergarten dort hin mitbringen - mit wie beschrieben fatalen Risiken. Mit anderen Worten: Kinder sind zur Zeit ein Risiko für Opa und Oma. Wie lange noch? Schwer zu sagen. Ein Impfstoff liegt noch in weiter Ferne. Die Welle an Erkrankungen wird vermutlich noch das ganze Jahr 2020 durch die Welt gehen.

Völlige Isolation der Generationen?

Müssen wir wirklich unsere Familien auseinander reißen, unsere Kinder und Großeltern voneinander trennen? Das wird sicher keiner mitmachen. Jeder weiß, wie wichtig dieser familiäre Kontakt ist.
Wir als Eltern müssen der vernünftige Spielverderber sein. Wenn eine Erkrankungswelle durch die Schule des Junior geht, müssen wir das sonntägliche Mittagessen bei Oma absagen. Wenn die Prinzessin rotzt und schnupft, kann sie Nachmittags eben nicht zu ihren Großeltern. Wir müssen uns um eine alternative Betreuung kümmern. Ärgerlich, aber wichtig.

Ich selber bin mir nicht sicher, wie das gehen soll. Vielleicht werden manche Home-Office-Tage in diesem Jahr sehr turbulent. Vielleicht muss ich meine Arbeitszeit reduzieren, um die Betreuung zu übernehmen. Aber es wird nötig sein, wenn wir auch nach Corona noch Großeltern für unsere Kinder haben wollen.

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