Hast Du ein Gefühlsstarkes Kind?

Gefühlsstarke Kinder (oder "Spirited Childen") sind anstrengend. Aber ist jedes anstrengende Kind gefühlsstark? Was bedeutet der Ausdruck eigentlich? Hier sind sechs Zeichen und zweieinhalb Hinweise für die Eltern gefühlsstarker Kinder.
Gefühlsstarke Kinder. Oder einfach nur: Kinder.

Ein Name ist keine Schublade

Gleich vorweg das wichtigste: die Bezeichnung "Gefühlsstarkes Kind" ist keine Diagnose. Es gibt keinen Grund für Pillen oder Therapie. Man kann die Bezeichnung vielleicht so verstehen wie ein Sternzeichen: vielleicht ist was dran, vielleicht nicht. Wer ein gefühlsstarkes Kind hat, kennt seine/n kleine/n Wirbelwind sowieso gut. Wenn man es gefühlsstark nennt, folgen daraus keine direkten Handlungsempfehlungen. Aber es eröffnet vielleicht ein neues Verständnis des Kindes, der Situationen, die einem Probleme bereiten, und der eigenen Reaktion.

Hier also die typischen Anzeichen für ein gefühlsstarkes Kind:

1. Größer als das Leben

Es gibt keine halben Sachen. Was der kleine Sonnenschein macht, das macht er bis zum Anschlag. Ein auskleb-Tattoo auf dem Handrücken reicht nicht. Solange Ober- und Unterarme, Beine, Bauch und Stirn nicht verziert sind, lässt es nicht locker.

2. Alles alleine

"Beim Putzen helfen? Das ist doch was für Babys. Ich mache alles, vom Staubsaugen über das Bodenwischen bis zum Fensterputzen. Und zwar alleine. Papa, geh weg."

3. ...und zwar so wie ich es will

Wehe, wenn man dem Kind reinredet. Anleitungen werden gerne mal ignoriert, oder aktiv bekämpft. Mag sein, dass es sich nach fünf oder zehn Minuten doch Hilfe holt. Aber das ist dann ein schlechter Tag.

4. ... und länger als Du durchhältst

Gefühlsstark mit Betonung auf "stark". Wenn sie sich einmal für etwas begeistern, sind die gefühlsstarken Kinder kaum mehr aufzuhalten. Sicher nicht vom Sonnenuntergang, und erst recht nicht von so bourgeouisen Konzepten wie der Schlafenszeit. Meine Prinzessin hat einen Mal- und Basteltisch neben dem Bett, und wacht oft genug inmitten von Glitzer und Papierschnipseln auf.

5. Kein Filter, aber riesige Antennen

Ihm/ihr entgeht nichts. Erst recht keine emotionale Komponente bei Mama oder Papa. Jedes kleine Blatt am Wegesrand nehmen sie wahr (und wehe es kriecht ein Käfer darauf). Das wird zum Problem wenn's donnert und blitzt, wenn es laut wird, grell, spannend oder gruslig. Natürlich auch bei ungewohnten Geschmäckern. Es wird schnell alles zu viel.

6. Veränderungen sind schwierig

Kleine oder große Veränderungen - angefangen vom Umziehen (Schlafanzug) bis hin zum Umzug (Haus) bringen ein gefühlsstarkes Kind schnell an seine Grenzen. Die Reaktion: ein heftiger emotionaler Ausbruch. Das macht es nicht einfach für die Eltern - wir haben genug zu tun mit Kisten schleppen und das Internet ummelden. Die Kraft hier auf das Kind einzugehen muss man manchmal erst suchen.

Was kann ein gestresster Vater tun?

Meine Tochter ist kein schwerer Fall. Bei fünf der sechs Kriterien oben würde ich einen Haken setzen, beim letzten hat sie keine Probleme. Sie kann sehr vernünftig sein und sehr liebevoll. Aber ich komme bisweilen doch an meine Grenzen. Und dann? Zwei Tipps helfen mir (manchmal).

Ein Schritt zurück

Wenn man sich an einem kleinen Sturkopf verrennt, dann ist das eine Sackgasse. Ich habe mal die ersten zehn Minuten Fußball-Länderspiel verpasst, weil meine Tochter und ich uns schmollend gegenübersaßen. Sie wollte nicht Zähne putzen, ich wollte sie nicht gehen lassen, bevor sie bettfertig ist. Völlig idiotisch. Andererseits weiß ich, dass ich mir keinen Gefallen tue, wenn ich eine Grenze ziehe und dann angesichts ihrer Sturheit klein beigebe. Was also tun?

So abstrakt es klingt: diese Situationen lassen sich meist irgendwie verlagern. Weg von der (trivialen) Ursache, weg vom Kampf der Dickköpfe. Dem Kind seinen Willen lassen, aber das Thema nicht abschließen. Dranbleiben, bis man sich verständigen kann.

Ersatzmänner und -Frauen

Was bei uns oft hilft sind andere Ansprechpartner. Gerade weil unsere Kinder so sensibel sind, was die Reaktionen anderer angeht, zeigen sie manchmal erstaunliche Disziplin mit sich selbst, wenn sie es mit Opa, Tante, Freundinnen-Mutter oder Cousin zu tun haben. In schwierigen Situationen bin ich deswegen ganz froh, wenn jemand anderer eine komplizierte Situation übernimmt. Meistens braucht es dazu nicht mehr als freundliche Ansprache - meine Prinzessin will es ja eh selber erledigen (siehe Punkt 2)


Bild: CC0 von Pixabay



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