Weihnachten kommt: die Wunschliste sagt euch was über euer Kind.

Sollte man sich Sorgen machen, dass das eigene Kind homosexuell ist? Gibt es Vorzeichen?

Die liebsten beiden Kleidungsstücke meines Dreijährigen? Pinke Handschuhe und eine pinke Strickjacke. Seine Besessenheit mit Kleidern? Auffallend. Sein „darf ich mal anfassen“-Interesse an meine Penis. Dito.

Sind das Anzeichen, dass er schwul wird? Gibt es solche Anzeichen überhaupt? Wie soll man damit umgehen, wenn sie sich häufen?

Ein englischer Blogartikel von Jesse Behring auf den Seiten der Wissenschaftszeitschrift Scientific American geht diesen Fragen nach. Zu meiner Überraschung kann man tatsächlich einen empirischen Zusammenhang zwischen verschiedenen geschlechtsuntypischen Verhaltensweisen und der späteren sexuellen Orientierung feststellen. Er nennt diese potentiell später schwul/lesbischen Kinder „Prehomosexuals“.

Was also macht einen heterosexuellen Jungen oder solches Mädchen aus? Der aktuelle Stand der Forschung macht rollentypisches Verhalten in drei groben Gruppen fest :

1) Handgreiflich oder händchenhaltend

„Boys engage in what developmental psychologists refer to as “rough-and-tumble play,” which is pretty much exactly what it sounds like, whereas girls shy away from wrestling and play-fighting, instead preferring the company of dolls to a knee in the ribs.”

(“Jungen machen was Entwicklungspsychologen als „handfestes, handgreifliches Spielen“ bezeichnen, was genau so ist wie es klingt. Mädchen halten sich vom Raufereien und spielerischen Kämpfen fern und ziehen die Gesellschaft von Puppen einem Tritt in die Rippen vor.“)

2) Der Lilifee-Faktor:

„Young children of both sexes enjoy fantasy—or pretend—play […] with girls enacting the role of, say, cooing mothers, ballerinas or fairy princesses and boys strongly preferring more masculine characters, such as soldiers and superheroes. […]Not surprisingly, therefore, boys naturally select other boys for playmates, and girls would much rather play with other girls than with boys.”

(“Junge Kinder beiderlei Geschlechts spielen gerne Phantasie- oder Rollenspiele [...] in denen die Mädchen die Rolle etwa sorgender Mütter, Ballerinen oder Feenprinzessinnen übernehmen, während die Jungs starke Vorlieben für maskuline Parts zeigen, etwa Soldaten oder Superhelden […] Wenig überraschend ist dann auch, dass Jungs lieber mit anderen Jungs spielen, Mädchen lieber mit anderen Mädchen.“)

3) Weihnachten und Wunschlisten:

„In fact, toy interests are another key sex difference, with boys gravitating towards things like toy machine guns and monster trucks and girls orienting towards neotenous dolls and hyperfeminized figurines.”

(“Tatsächlich sind die Vorlieben beim Spielzeug ein weiterer Schlüsselunterschied der Geschlechter. Jungs zieht es etwa zu Maschinengewehren und Monstertrucks hin, Mädchen orientieren sich zu kindlichen oder überzeichnet weiblichen Puppen hin.“) (Dreimal dürft ihr raten was mit dem Letzten gemeint ist.)

Also: Ihr Mädchen prügelt sich gerne? Dann sollten Sie sich vielleicht schon jetzt eine Alternative zu Enkelkindern im Alter suchen. Einen Hund etwa. Ihr Junge hat nur Freundinnen, aber spielt nicht Fußball? Dann ist vielleicht ein größeres Budget für die Garderobe in Zukunft nicht verkehrt (denn, seien wir ehrlich: Heteros legen meist nicht so viel Wert auf das eigene Aussehen). Und jetzt wo Weihnachten kommt, lohnt sich der kritische Blick auf Wunschliste: Hammer und Werkzeugkasten bei Claudia? Das spricht Bände. Ein Fußball bei Jannick? Schön für den lokalen FC Dingelskirchen, und ein beruhigendes Zeichen, falls ihr euch um die Weitergabe eurer Gene sorgt.

Die Vorliebe für Pink bei meinem Brainbug? Harmlos. Die langen, langen Kämpfe um die Wahl des richtigen T-Shirts in der Früh Offenbar ganz normal. Solange er sich so gerne schlägert darf er auch Pink tragen. Ich blicke Weihnachten unbesorgt entgegen.

Rechts: Young Boy with Whip, American School painting, ca. 1840, Honolulu Academy of Arts

Kommentare

  1. *rofl* Was ist das denn für ein Blödsinn? Wenn ich mir meine Schwestern und mich so angucke... Raufereien, Matsch, wilde Verfolgungsjagden, Spielzeugautos... und drei von vieren sind glücklich verheiratet und fortgepflanzt. Ob das wohl ein Fall kollektiver Verdrängung ist? *g*

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  2. früher waren es Tomboys, heute sind es also Prehomosexuals... mei die Angst, das eigene Kind könnte schwul sein, scheint ja bei manchen echt enorm zu sein. Als gäbe es keine anderen wirklichen Sorgen...

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  3. Wobei der Blogartikel ja sehr vernünftige Gedanken dazu hat, welche Bedeutung das für Eltern hätte, wenn sie wüssten dass ihr Kind schwul/lesbisch ist. Kein Wunder, Behring ist selber schwul und bloggt häufiger über die Themen.

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  4. Stimmt, ich hätt' auch kein Problem mit einem schwulen Kind. Aber man muss ein bisschen polarisieren, wenn man schreibt, deswegen klingen manche Passagen vielleicht so. "harmlos" und "normal" wäre es auch, wenn er mal einen Mann liebt und heiratet. Just for the record.

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