Ja. Alkohol in der Schwangerschaft.

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Wer stößt mir Apfelsaft an? Die bald-Mama natürlich. 
Meine Mutter hat während meiner Schwangerschaft Alkohol getrunken. Nicht viel - ein Gläschen dann und wann. Mir war lange nicht klar, dass sie als mutige und eigenwillige Frau auszeichnete, die ihrer Zeit voraus war. Nicht etwa verantwortungslos. Diese Erkenntnis war lange tabu, setzt sich aber immer mehr durch. Immer mehr Ärzte raten ihren schwangeren Patientinnen zwar, Alkohol nach Möglichkeit zu vermeiden. Aber oft nehmen auch die Mediziner das Verbot eher locker. Die werdende Mutter hat genug andere Sorgen, und eine lange Liste von Verboten und Geboten, die für eine gesunde Schwangerschaft und ein gesundes Kind nötig sind - oder zumindest empfohlen werden. Zuviel Streß ist sicherlich nicht hilfreich, im Gegenteil, er wirkt sich nachweislich auf das Kind aus. Also warum nicht bei der schwammigen Faktenlage zum Alkohol mal ein Auge zudrücken?

Moment, höre ich da den empörten Aufschrei von Seiten wie eltern.de ("Es gibt keine untere Grenze, unterhalb welcher in der Schwangerschaft der Konsum von Alkohol bedenkenlos empfohlen werden kann!"). Alkohol ist schädlich für das Kind, und nicht nötig für das Überleben der Mutter. Nun, ganz so einfach ist es nicht. Wahr ist, dass große Mengen Alkohol bei Schwangeren zu Schäden beim Ungeborenen führen. Doch wie steht es um geringe Mengen? Man weiß es nicht. Es gibt keine Daten dazu, und man kann es verständlicherweise nicht testen. Der Rat, ganz auf Alkohol zu verzichten, kommt aus dieser Unkenntnis. Man geht auf Nummer sicher.

Neuere Ergebnisse finden wiederholt keine negativen Folgen

Diese Unkenntnis haben verschiedene Forschergruppen in letzter Zeit aufzuklären versucht und in mehreren Studien nach den negativen Folgen moderaten Alkoholkonsums in der Schwangerschaft gesucht. Sie fanden keine - im Gegenteil kam eine Studie sogar zu einem umgekehrten Ergebnis. Nun ist es mit Studien wie mit Nüssen. Es kann mal eine faule dabei sein, und man sollte sich davor hüten wegen eines einzelnen Ergebnisses zu irgendwelchen Schlüssen zu kommen. Hier aber verdichtet sich die Faktenlage immer weiter. 




Alkohol, Hausarrest und Bar-Verbote in der Schwangerschaft

Doch Menschen sind selten in Schwarz-Weiß-Schemata zu pressen. Auch der Straßenverkehr ist ein Risiko. Sollten Schwangere Hausarrest bekommen, um diese Gefahr zu vermeiden? Sicherlich wäre das absurd. Sollten sie einem Bar-Verbot unterliegen? Auch das wäre ein unbotmäßiger Eingriff in die Freiheit der Mutter. Doch in New York hat erst kürzlich ein Gesetz für Empörung gesorgt, dass solche Verbote von Seiten der Wirte untersagte. Man führe sich das vor Augen: hier regen sich Dritte darüber auf, dass Frauen gesetzlichen Schutz ihrer persönlichen Freiheitsrechte genießen.

Der Drang, Schwangeren Vorschriften zu machen, ist ein wohlgemeinter, aber fehlgeleiteter Impuls. Frauen sind durchaus in der Lage, selber zu entscheiden, was für sie und ihr Kind richtig ist. Wenn ein Glas Wein hilft, sich nicht stressen zu lassen, dann ist das richtig so. Wer ihnen das ohne belegbaren Grund absprechen will, soll erst einmal erklären, warum er (oder sie) sich für schlauer hält, und damit besser befugt, Entscheidungen für sie zu treffen.


Foto: Von Jakob Montrasio from Saarbrücken, Germany - Cheers!CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38134351
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Kommentare

  1. http://www.stiftung-behindertes-kind.de/fileadmin/Daten/Pdfs/alkohol_in_der_schwangerschaft.pdf
    http://www.fetales-alkoholsyndrom.de/definition_einteilung.html

    Sorry, aber dieser Post geht für mich gar nicht. Es gibt keine schwammige Faktenlage zur alkoholischen Embryopathie, sondern durch Studien erhobene Zusammenhänge und sogar kritische Tagesmengen an Alkohol in der Schwangerschaft. Wer sich informieren möchte, bitte siehe obere Links. Um sich zu entspannen, sollte es bessere Methoden geben, als ein Griff zum Glas.

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  2. Oh ja. Jede Mutter weiß tief in ihrem Inneren ganz genau was sie konsumieren muss um sich selbst und ihrem Ungeborenen Gutes zu tun. Wenn es sich gut anfühlt ist es unschädlich oder wie? Alkohol in der Schwangerschaft ist und bleibt fruchtschädigend. Fakt! Unangenehm aber wahr. Klar kann Mutti sich entscheiden trotzdem zu trinken, trotzdem zu rauchen, trotz Schwangerschaftsdiabetes munter Schoki zu futtern, whatever. Hauptsache es hilft gegen Stress. Ernsthaft: Stress??? Das ist dann mit Sicherheit aber kein Zeichen von Mut und Selbstbestimmtheit sondern dem Unvermögen die eigenen Bedürfnisse temporär hintenanzustellen. Und welche Regeln für werdende Mütter genau meinst du, die sinnvoller sind als der Versicht auf Substanzen die zu schweren Missbildungen führen können?

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  3. Ich danke den Vorrednern für Ihren Beitrag, bleibe aber bei meiner Behauptung: die Faktenlage zu moderatem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist schlecht bis nonexistent. Sie lässt durchaus Spielraum. Gewichtiger ist meiner Meinung nach das Recht auf Selbstbestimmung, und - ja, Faktoren wie der Stress, der (im Gegensatz zu dem oben erwähnten moderaten Konsum) durchaus nachweislich messbare Folgen hat. Wie man damit umgeht, und welchen Weg man in Bezug auf das eine oder andere Glas Wein am Abend einschlägt, ist jeder/m selber überlassen. Es ist aber, denke ich wichtig, diese einen unter unzähligen Sorgen zu relativieren, die Paare in der Schwangerschaft haben.

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    1. Pflegemama eines zum Glück nicht geschädigten Kindes31. Mai 2016 um 20:04

      Gerade dies kann man aber nicht relativieren, da es eben nicht die Menge macht, sondern der Zeitpunkt, der nun leider nicht bekannt ist. Das einzige Glas Wein zur falschen Zeit und das Kind ist behindert. Wer das gerne in Kauf nehmen will, dem kann man natürlich raten genau dies zu relativieren, aber ich als der Relativierende trage eine Mitschuld, sollte das Kind mit dem FAS geboren werden. Bevor man so etwas schreibt, sollte man sich informieren, wäre dies erfolgt, wäre dieser Schlag in die Magengrube, gerade für Eltern die so ein Kind aufziehen, nicht erfolgt.

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    2. "Wie man damit umgeht, und welchen Weg man in Bezug auf das eine oder andere Glas Wein am Abend einschlägt, ist jeder/m selber überlassen. "
      Eine Schwangere ist aber eben nicht nur für sich alleine verantwortlich, sondern auch für ihr ungeborenes Baby, welches sich nicht gegen das Gift Alkohol wehren kann!

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  4. Größter Schwachsinn den ich je gelesen habe ! Wenn eine Schwangere nicht weiss das sie während der SS nicht trinken soll, dann muss man ihr das sagen, und am besten verbieten.
    Die Leibliche Mutter meines Pflegekindes meint auch es währ nur mal ab und zu ein glässchen gewesen.
    Danke , das hat gereicht um ihn zu schädigen.
    Bei dem Betrag hier muss man sich doch fragen ob sie auch ….
    Nein lassen wir das lieber .

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    1. Liebe mamafuer4.
      Wie erwähnt bin ich der Meinung, dass man Schwangeren nichts verbieten sollte. Informieren ja, natürlich - aber dann offen und ehrlich. Es gibt medizinische Erkenntnisse zu Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft, aber keine zu moderatem Konsum.

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  5. "Alkohol macht Birne hohl" und das nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern und beim Baby im Bauch erst recht! Wer so dumm ist das zu leugnen, ist meiner Meinung nach absolut an der Bildung vorbei geschrammt! Bitte holen Sie diese Bildungslücke nach und informieren Sie sich eingehender!

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    1. Ich danke für die Antwort, auch wenn sie etwas ruppig ist. In der Tat halte ich mich für gut informiert, und deswegen wundert es mich nicht, dass bisher noch keiner der Kommentatoren eine Studie zu moderatem Alkoholgenuss in der Schwangerschaft zitieren konnte. Ich verstehe, dass das Thema emotional geladen ist, aber das sollte den Blick auf die Fakten nicht verstellen.

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  6. Hast Du Dir schon mal ein Kind mit FAS ( fetalem Alkoholsyndrom) angeschaut?!!!
    Sollte jede Mutter tun, bevor sie ein "Gläschen" trinkt!

    Womit ich aber einverstanden bin: diese unendliche Liste mit VEerboten und Geboten, die dann aber alle paar Jahre verändert wird.

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  7. Du zitierst ja oben Spiegel-Online...liest du dort nur die Artikel, die in dein Weltbild passen?

    Ich empfehle dir mal diesen hier:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-66803960.html

    oder diesen:

    http://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/schwangerschaft-und-alkohol-grosse-risiken-a-1018951.html

    Prost :-(

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    1. Die Artikel beweisen keinen Zusammenhang zwischen Schäden und moderatem Alkoholkonsum; ich traue den Journos beim Spiegel durchaus zu dass sie diese Zahlen gesucht haben und gefunden hätten, wenn es sie denn gäbe. Im Gegenteil erwähnen die Autoren ein paar Punkte, die ich für wichtig halte: der zitierte Dr. Spohr selber muss auf seiner Website eingestehen "Welche Alkoholmenge in welchem Schwangerschaftsstadium gefährlich ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden." - und das von einem Mediziner, der als einer der aktivsten auf diesem Gebiet angesehen werden kann. Im Gegensatz dazu erwähnt der andere Artikel die Mütter und deren schwierige Situation direkt: "Schuldzuweisungen an Mütter bringen nichts. Zumeist haben sie extreme Schuldgefühle." Sehr richtig. Auch nicht falsch: "Mehr Aufklärung wäre wichtig: Laut einer aktuellen Untersuchung wissen 44 Prozent der deutschen Bevölkerung nicht, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu bleibenden Schäden für das Kind führen kann." - und diese Aufklärung kann nur mit Fakten geschehen, nicht mit Panikmache, die Frauen eben diese Schuldgefühle verschafft.

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  8. Danke für diese Antwort. Ich finde es im Gegensatz anmaßend, einer Frau ein Suchtproblem zu unterstellen, wenn sie Lust auf ein Glas Wein hat. FAS ist keine Folge von moderatem Alkoholgenuss, und das Argument einer fehlenden Schwellendosis greift meiner Meinung nach nicht. Es könnte für jedes X-beliebige Ding herangezogen werden, dass eine Gefahr darstellen könnte. Straßenverkehr, Kochsalz, Sport... Und schon sind wir in einer Welt der Verbote und Schuldzuweisungen an werdende Mütter, und in einer Welt wo Bar-Verbote als akzetabel gelten könnten.

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  9. Sehr schade... Habe den Blog eben erst entdeckt und fand ihn ganz cool, muss mich aber direkt wieder verabschieden

    Ich halte mich durchaus für klüger als jene, die während der Schwangerschaft trinken. Egal welche Menge... Diese Frauen tun mir leid. Und für klüger halte ich mich deswegen, weil nunmal erwiesen ist, was der Alkohol mit den Babies machen kann. Und wenn man sich nicht damit beschäftigen kann oder will, muss man schon ziemlich dumm sein.

    Solche Mütter tun mir nur leid. Naja, eher die armen Babies dieser Mütter.

    Nun gut, das war's für mich dann auch schon mit diesem Blog. Sehr schade.

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    1. Und nachdem ich diesem Beitrag nun nochmals gelesen habe, kann ich eigentlich nur noch lachen. Das Beispiel mit dem Straßenverkehr... Einfach nur lächerlich. Beim "Genuss" von Alkohol schädige ich mein Kind aktiv. Die Gefahr eines Unfalls im Straßenverkehr in Kauf zu nehmen ist ja wohl kein Vergleich.

      Meiner Meinung nach hätte beim Verfassen dieses Beitrags schon auffallen müssen, wie dämlich er ist. Wie in der heutigen Zeit noch jemand diese Meinung vertreten kann... Unvorstellbar. Ich dachte wir wären weiter

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    2. Hi und danke für den Kommentar. Was ich immer noch nicht als belegt ansehe ist, dass moderates Trinken ein Problem darstellt. Es ist eben nicht egal, welche Menge. Ich finde es schwer verständlich, das zu behaupten, denn logisch zuende gedacht würde es ja bedeuten, dass ein Schluck zum Komasaufen reicht. Was ja offensichtlich nicht so gemeint sein kann.

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    3. Definiere doch bitte das Wort moderat. Wie viel ml in 40 Wochen sind das? Wie viel in der Woche? Wie viel im Monat. Jeder soll also selber entscheiden, wie viel moderates Trinken er seinem Kind zumuten möchte?

      Mit deinem Beitrag gibst du all den Müttern die Trinken einen Freifahrtschein. Sie fühlen sich durch dich verstanden, denn ihr moderates Trinken (4 x die Woche 1 - 2 Gläser Wein, ist ja schließlich Ansichtssache was moderat ist) wird als normal angesehen. Sehr schön, macht nur weiter so. Ein hoch auf geschädigte und im schlimmsten Fall behinderte Kinder.

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    4. Für diese Definition verweise ich auf verschiedene Studien:
      http://www.health.harvard.edu/blog/study-no-connection-between-drinking-alcohol-early-in-pregnancy-and-birth-problems-201309106667 definiert "niedrigen Alkoholkonsum" als 3-7 Gläser Wein pro Woche. Die Studie kommt zu keinen negativen Ergebnissen. Nicht einmal für Mütter, die mehr tranken.
      http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1471-0528.2012.03397.x/full nennt 4-8 Gläser Wein pro Woche. Keine negativen Folgen.
      http://www.cdc.gov/ncbddd/fasd/key-findings-alcohol-use.html nennt 5-8 Gläser. Keine negativen Folgen.
      https://www.ucl.ac.uk/news/news-articles/1010/10100602 nennt 3-6 Gläser. Keine negativen Folgen. Es zeigten sich aber bei 7 oder mehr Gläsern vermehrt Hyperaktivität oder emotionale Probleme bei den Kindern. Interessanterweise zeigte sich, dass die Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft gar nicht tranken, deutlich seltener (!) Verhaltensauffällig waren und höher bessere koginitive Fähigkeiten hatten.

      Ich muss bei Gelegenheit den Post mal mit den Ergebnissen updaten, wenn ich sie mir gründlich angesehen habe. Das hier ist zugegebenermaßen nur ein rascher Überblick.

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    5. Oh, da hat sich ein Fehler in den letzen Satz eingeschlichen. Es muss heißen: "Interessanterweise zeigte sich, dass die Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft moderat tranken, deutlich seltener (!) Verhaltensauffällig waren und höher bessere koginitive Fähigkeiten hatten." - "Moderat" statt "gar nicht"

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