Drei Gedanken zum Männertag

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Apollon; auch kein
unkomplizierter Mann, war
immerhin Patron der
sittlichen Reinheit.
Heute ist Welt-Männertag. Ein Aktionstag für die Männergesundheit. Tatsächlich ist er ein Tag der Missverständnisse - und ich blicke teilweise in die Ecke der selbsterklärten Maskulinisten, teilweise in die gegenüberliegende Ecke der Feministen. Beide haben, meine ich, ein überzeichnetes Bild der Menschen mit einem Y-Chromosom. Männer sind weder Opfer noch Täter. Aber an drei Punkten, meine ich, lohnt es sich nachzudenken über die Rolle der Männer in der Gesellschaft. Wir könnten das zum allgemeinen Vorteil besser regeln.


Junge Männer. Die Angst vor der Bedrohung.

Organisationen wie AfD und Pegida malen gerne das Schreckensbild vom jungen männlichen Flüchtling an die Wand: kriminell, ungewaschen, ungehobelt, eine Gefahr für das friedliche, zivilisierte Leben. Und es ist wahr: junge Menschen machen Unsinn, handeln mit größerer Wahrscheinlichkeit kriminell. Sie sind nicht fest in die Strukturen ihres Lebens eingebaut (Bausparvertrag, Kinder, Rentenpunkte), und deswegen suchen sie sich ihren Weg. Manchmal machen sie Fehler. Aber diese Flexibilität und der Antrieb, der dahinter steht, sind für uns ein wichtiger Rohstoff. Wir sollten junge Männer nicht als Gefahr oder Problem begreifen, sondern als die Zukunft, der wir die Bahn ebnen sollten.

Männer als Eltern sind nicht nur die "schlechteren Mamis"

Aus persönlicher Erfahrung und weil es offensichtlich ist: Männer sind Eltern zweiter Klasse. Vor Gericht, in der allgemeinen Wahrnehmung, vielleicht sogar in ihrem eigenen Selbstverständnis. Es ist nicht leicht, dieses Rollenbild abzuschütteln, wenn es so allgemein verbreitet ist. Das Problem der niedrigeren Löhne für Frauen würde sich von selber erledigen, wenn die Pflege der Kinder flächendeckend gerecht aufgeteilt würde. Und das bedeutet nicht nur, Männer in die Pflicht zu nehmen. Es bedeutet genau so sehr, Frauen diese Rolle ein Stück weit wegzunehmen. Das klingt schockierend, ist aber a) logisch und b) unausweichlich, wenn man die angestrebte Gerechtigkeit erreichen will.

Männer müssen mehr Verständnis für ihre Rolle entwickeln

"Gnothi seauton" war ein Sinnspruch Apollons, und der war zwar ein schlimmer Finger, aber gleichzeitig auch Patron der sittlichen Reinheit. "Erkenne dich selbst" gilt für alle, und deswegen auch für jeden Mann, der einen Weg sucht, ohne allzuviel Ärger sein Leben zu leben. Oft herrscht ein Unwohlsein beim Gedanken, wir müssten uns dazu verbiegen, wären gefordert mehr wie Frauen zu werden. Das ist Quatsch. Nachdenken hat noch keinem geschadet, und wie jeder Mensch auch findet jeder Mann Ansatzpunkte, es besser zu machen. Unsereiner stirbt nicht im Schnitt um Jahre früher als das schwache Geschlecht, weil wir die Weisheit mit Löffeln gefressen hätten. Gerade in Punkto Gesundheit können wir besser auf uns achten. Weniger Autos fahren, mehr auf das Bauchgefühl hören, bei Gelegenheit mal der Klügere sein und nachgeben, wenn der Schlagbohrer nicht durch die Wand gehen will. Nicht zu Drogen greifen, wenn wir ein Problem haben.

Bonuspunkt: Gewalt

Darf nicht sein. Dagegen vorzugehen muss jeden von uns an der Ehre packen - egal ob wir sie erleben, ihrer Zeuge werden oder sie verüben (und alle drei Rollen widerfahren jedem Menschen einmal). Gewalt ist kein rein männliches Phänomen, aber sie ist im Männerbild fest verdrahtet. Das können wir ändern und müssen es ändern - und das kann keiner besser als die Männer selber.




Bild von Stuart Yeates - Roman statue of ApolloCC BY-SA 2.0Link

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