Vater, Mutter, Kind: eine Dreiecksbeziehung

Dreiecksbeziehung Vater, Mutter, Kind
Wenn zwei Menschen eine Familie gründen, Eltern werden, dann verändert sich zwischen ihnen alles. Auf einmal gibt es ein Baby, dass die Liebe und Aufmerksamkeit einfordert, die vorher vielleicht dem Partner zukam. Das führt zu Problemen; das erste Kind ist eine Zerreißprobe. Sie ist aber mehr noch: in den ersten Monaten lernen beide Elternteile das Erwachensein neu.
Klingt abgehoben, ist aber wichtig: eine kleine Untersuchung in den USA belegt, wie die Interaktion der Partner in dieser Zeit ihre Fähigkeiten als Eltern prägt; oder vielmehr: welche Rolle spielt das nebulöse "Maternal Gatekeeping", also der Führungsanspruch der Mutter bei der Kindspflege.

Ergebnisse: positives Feedback und Einbindung bringt positive Ergebnisse

Die Studie "Associations Between Maternal Gatekeeping and Fathers’ Parenting Quality", durchgeführt von Forschern an der Ohio State University, untersuchte junge Familien drei und neun Monate nach der Geburt des ersten Kindes. Dabei bewerteten die Forscher das Pflegeverhalten der Väter, und befragten sie zu ihrer Einschätzung, wie sehr und auf welche Art und Weise die Mutter sie für ihre Pflege- und Erziehungsarbeit kritisierte, in welchem Maß sie eingebunden waren oder in ob sie sich ausgeschlossen fühlten (was in der Fachsprache als "Maternal Gatekeeping" bezeichnet wird).

Die Ergebnisse legen nahe, dass Väter ihren Job besser machen, wenn sie sich nicht ausgeschlossen fühlen: diejenigen, die bei der 3-Monats-Marke häufiger angaben sich für ihre Eltern-Dienste Kritik anhören zu müssen und sich häufiger "außen vor" fühlten, schnitten bei der 9-Monats-Marke als Väter schlechter ab: sie waren weniger aufmerksam und einfühlsam. Dabei hatte ihr Talent zum Vatersein an der 3-Monats-Marke keinen Einfluss auf ihre Lernleistung: Väter, die sich am Anfang schwer taten, fanden sich in ihrer neuen Rolle genau so gut ein wie solche, die schon zu Beginn ein Händchen für die Kindsfürsorge hatten. Wie groß dieser Lerneffekt war, hing in erster Linie von ihrer Wahrnehmung des "Maternal Gatekeeping" ab. 

Ein Caveat zu den Ergebnissen

Wie viele psychologische und soziologische Untersuchungen waren die Probanden "Weird": "Western, educated, and from industrialized, rich, and democratic countries." Das ist eine sehr enge Sichtweise auf die Menschheit, und die Ergebnisse sind vielleicht nicht auf den Rest der Welt zu übertragen. Es waren auch nur 182 Paare, alle hetero, was ein eher kleines Sample ist, und sowohl die Selbstauskunft als Mittel der Untersuchung als auch die Beurteilung der Väter sind höchst subjektiv. Es war dies zudem die erste Untersuchung ihrer Art. Man darf also mit Fug und Recht von vorläufigen und sehr zweifelhaften Ergebnissen sprechen.

Noch mehr Streß für die Mutter? 

Angenommen, die Ergebnisse bewahrheiten sich, und es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Mutter und dem Können des Vaters als Vater: was sollte man daraus ableiten? Es ist bekannt, dass Kinder davon profitieren, wenn sich ihr Vater stärker einbringt. Ist es also die Schuld der Mutter, wenn das nicht passiert? Ein Stressfaktor mehr in einer sowieso stressigen Zeit also?

Ich meine das Gegenteil ist der Fall: Als Elternteil wächst man mit seinen Aufgaben. Es ist schwer genug, sich in die neue Rolle hinein zu finden, und wird nicht leichter, wenn man es gegen Widerstände tun muss. Man muss das aber auch wollen: Väter müssen sich ein bisschen stärker reindrängeln in ihre neue Rolle, und Mütter sollten versuchen sich nicht dagegen zu wehren, verdrängt zu werden: es eröffnet ihnen sowohl kurzfristig wie auch später mehr Freiräume, und nimmt ihnen Arbeit und Stress ab.

Im Idealfall. Aber mit Kindern kommt meistens alles ganz  anders. Auch eine Lehre, die man aus den ersten Monaten mit Baby zieht.

Offene Fragen: andere Eltern-Konstellationen

Ich bin persönlich sehr neugierig zu erfahren, wie es bei Paaren aussieht, die nicht wie in dieser Studie heterosexuell und beide völlig neu im Elternsein sind: was, wenn zwei Frauen oder zwei Männer ein Kind bekommen? Was, wenn eine/r der beiden bereits Kinder hat? Wie sieht "Maternal Gatekeeping" aus, wenn z.B. der Vater bereits eine Million Windeln gewickelt hat, die Mutter noch nicht? Rein anekdotisch kenne ich ein Paar von zwei Müttern, die ähnliche Probleme hatten wie die Eltern in der Studie. Falls Ihr andere Erfahrungen gemacht (oder ähnliche) lasst es mich wissen.



Bild: CC0 von Pixabay


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