"Deggu" und Geheimsprachen

Mein Sohn hat ein Lieblingswort. Es heißt "Deggu", und wenn ich meinen recht sprachbegabten Vierjährigen frage was es heißt, antwortet er mit berdetem Schulterzucken. Ich vermute es ist die Verballhornung eines polnischen Wortes, dass er bei Kindergartenfreunden gehört hat.

Ich spreche mit meinem Brainbug in einer quasi-Privatsprache, in Englisch, dass sonst im Umkreis keiner mit ihm übt. Von daher bin ich mit dem Konzept von "geheimer" Sprache unter Nahestehenden gut vertraut. Den Höhepunkt erlebt dieses Konzept in der Zwillingssprache, also den Kryptophasischen Dialogen von Geschwistern (meistens Zwillingen), die Dritten kaum vertsändlich sind. Sie kann pathologische Züge annehmen, wenn etwa die Sparchfähigkeit nach Außen leidet. Ein Beispiel dafür sind "Poto" und "Cabengo", zwei US-Amerikanische Mädchen, die einen deutsch-englische Kauderwelsch praktizierten und schließlich trotz Sprachtherapie in relativ primitiven Jobs landeten, was (auch) ihrem mangelhaften Sprachvermögen geschuldet war.

Sprachforscher kriegen natürlich feuchte Höschen von solchen Sprachen, von denen sie sich Erkenntnisse über den Spracherwerb erhoffen. Die "Natursprache" suchen sie wohl immer noch. Aber die Zwillingssprache hält dafür nicht her. Sie ist super-simpel, und nur zum Gespräch unter zwei eng verbundenen Leuten geeignet. Es gibt kein Subjekt oder Objekt, keine Zeitformen. Das wichtigste Wort kommt zuerst, der Rest folgt irgendwie (erinnert mich an Latein). Kurz gesagt: es ist simpler als die meisten Programmiersprachen.

Slate hat ein interessantes Stück darüber, dass mich teilweise an meinen Sohn erinnerte. Manchmal wirft er auch Deutsch und Englisch durcheinander, und "Potos" Zitat "Liba Cabingoat, it." könnte fast von ihm stammen (Liebe Cabengo, iss!")

Damit kann ich ja noch umgehen. Aber mein Polnisch ist, nun, nonexistent, und ich hoffe sehr, dass ich nicht noch eine Fremdsprache lernen muss, um meinen Sohn weiter zu verstehen.

Aber, unter uns, ein Blick sagt mehr als Tausend Worte.

Kommentare

  1. Hier ein neuer, interessanter Artikel zum Thema Zwillingssprache:

    www.dachbuben.com

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