Rezension: Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Es gibt diesen Winter nicht viel Auswahl im Kino, jedenfalls nicht für unsere Kinder. Warum es in der Dunkeln Jahreszeit ausgerechnet ein Film über Depression sein muss, entzieht sich mir. Vielleicht nicht die schlauste Entscheidung von Disney. Oder aber ich interpretiere zu viel hinein in "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren". Vielleicht ist es nur ein Film über zwei Schwestern. Es ist mal sicher kein Film über einen lustigen Schneeman und sein Rentier, auch wenn man den Eindruck bekommt wenn man die Trailer sieht.
Disney ist eigentlich eine sichere Bank bei Kinderfilmen. Spätestens seit sie Pixar übernommen haben, gilt das wieder uneingeschränkt (John Lasseter hat auch hier seine Finger drin). Das einzig anstrengende an ihen Filmen ist das Gefühl, das einen beschleicht, dass der Konzern eigentlich gar keine gute Geschichte erzählen will, sondern eine neue Produktreihe von Spielzeugen und Disneyland-Fahrgeschäften erschaffen. Schlimmstes Beispiel dürften die Disney-Prinzessinnen sein, die hier Nachwuchs bekommen (wobei Else bald Königin ist und bis dato weder sie noch ihre Schwester Anna offiziell in den Kanon aufgenommen worden sind).

Ein anderes Problem an diesem Film ist Olaf, der Schneemann, der zwar ungemein unterhaltsam sein kann und kaum nervig ist (keine leichte Aufgabe für die Lachnummer eines Films), aber so überflüssig wie ein Kropf. Ganz offensichtlich ist er in die Geschichte hineingezwängt worden, um die spannende und tragische Handlung aufzulockern - siehe oben geht es eigentlich um ziemlich unangenehme Dinge. Nicht ganz zufällig verschwindet er an mehreren Action-Szenen unvermittelt ("Hoppla, ich rutsche in die falsche Richtung, na dann bis später"), nur um kurz nach deren Abschluss genau so plötzlich wieder aufzutauchen. Das mag einem beim ersten Sehen entgehen, aber wenn man darauf achtet ist es fast schon unfreiwillig komisch.

Was hat der Film sonst noch zu bieten? Zwei gutaussehende vermeintliche Helden (austauschbar, es handelt sich um einen mädchenzentrieten Film, was gut so ist), Disney-Lieder (muss man mögen), großartige Animation und Artwork (was man nicht zu gering schätzen sollte) und einen komischen Mischmasch aus historischen und Stil-Epochen, die zwischen dem Spätmittelalter und dem Empire. Ab und zu kann das etwas komisch sein, aber nachdem es sich um ein Märchen handelt ist OK.

Wie also spielt die Depression in den Film hinein? Die Parallelen sind offensichtlich, wenn man den Charakter der Schneekönigin Elsa betrachtet. Sie muss sich seit ihrer Jugend verbergen und ihr Innerstes verheimlichen, zieht sich sogar von ihrer Familie zurück und flieht schließlich in die Einsamkeit ihres Eispalastes, bewacht von einem monströsen Schneetitan, der ungebetene Gäste anbrüllt nicht mehr zurück zu kommen. Sie ist überzeugt, dass es für andere besser sei, wenn sie sich aus deren Welt entfernt. Ihre leicht gothige Emotionslosigkeit über weite Passagen des Films ist ein weiteres Argument, dass den Autoren des Films diese Deutung nahe lag. (Bones: Hans Christian Andersen, auf dessen Märchen der Film basiert, litt bisweilen selber unter der seelischen Krankheit).

Aber wie es sich für ein meisterlich gearbeitet Stück Familienkino gehört, sind die akademischen Bedenken zu historischer Passgenauigkeit, psychologischem Symbolismus oder narrativer Struktur so weit jenseits des Horizonts unseres Zielpublikums, dass es deren Spaß keinen Abbruch tun wird. Nur Mama und Papa werden sich vielleicht am Kopf kratzen oder (falls sie selber betroffen waren) unangenehm an ihre Probleme mit dem inneren Eismonster erinnern.

Bilder von DisneyLifestylers

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