Rezension: Die Croods - nichts für Krabbelkinder

Es gibt ein paar heimliche Favoriten unter den Animations-Filmen, die sch durch einen anarchistischen Einschlag auszeichnen. Lilo & Stich, Drachenzähmen leichtgemacht etwa. Ich glaube ihre wilde Ader entspringt dem kreativen Puls von Regisseur Chris Sanders, der komischerweise auch an den braven "Schöne und das Biest" und "König der Löwen" beteiligt war. Nun, hier durfte er seine ungezügelte Seite voll ausleben, und er zeigt außerdem eine Vorliebe für schwarzen Humor, die in einem Kinderfilm eher selten zu finden ist. Deswegen eine Warnung: Die Croods ist nichts für Babies und Kindergartenkinder. Aber für die Eltern um so eher.

Schon in den ersten Minuten wird es deutlich: dieser Film um den Überlebenskampg einer Familie von Höhlenmenschen macht keinen Hehl darauf, was die Alternative ist. Der schnelle, finale Tod. Titelheldin Eep erzählt davon, wie es den verschiedenen Nachbarn ergangen ist, und warum die Croods die letzten Menschen auf Erden sind. Ein Grund: ihr Vater, der (völlig vernünftig) Sicherheit und Konservativität als Philosophie hochhält. Wie jeder Teenie will Eep natürlich aus dem System ihrer Eltern ausbrechen. Dazu hilft ihr das Schicksal in Gestalt des Weltuntergangs.

Schöne, lebensbejahende Geschichte, nicht? Nun, man darf sich denken dass es gut ausgeht - hier handelt es sich immer noch um einen Dreamworks-Film. Aber wie gesagt ist ein kleiner Anarchist am Ruder der Produktion, und so hebt sich das Abenteuer der (leider etwas zu perfekten) Familie Crood angenehm von der Masse der Familien-Filme ab. Auch auf der kreativen Ebene: die prähistorische Welt, in der die Geschichte spielt, ist ziemlich deutlich Fantasy, und wartet mit einer Reihe wirklich abgedrehter Tiere und Pflanzen auf, oftmals mit großem komödischen Effekt. Eine Stunde lang prescht also eine dickköpfige Familie von Höhlenmenschen durch eine bunte, witzige (manchmal beängstigende) aber niemals eintönige Welt. Große Unterhaltung. Wegen mir hätte der Film an der Stelle enden können. Ein schöner, witziger Tod der ganzen Familie, schwarzer Humor à la Monty Python, und ich hätte einen neuen Lieblingsfilm gehabt. Doch das hätte sich nicht so gut verkauft an der Kinokasse, und die Produktion war sichtlich teuer und muss ihr Geld wieder reinspielen. Also folgt die vorhersehbare Wendung zum Guten und Moralischen, mit ein paar sentimentalen Wendungen aber ohne echte Überraschungen. Zwanzig Minuten, die man als Papa oder Mama eben mitnimmt, die dem Kind sicherlich große Freude bereiten ("Juhuu, alle sind gerettet. Und sie haben ein witziges Riesenkätzchen bekommen"), aber die irgendwie wirken wie als hätten die Dreamworks-Bosse ihr kleines Regisseurs-Genie an die kurze Leine genommen.

Unterm Strich aber, dass muss man zugestehen, ist "Die Croods" zu großen Teilen ein hervorragendes Werk Familienunterhaltung. Wer furchtlose Kinder hat, der sollte ihn sich anschauen. Nur vielleicht nicht mit Kindergärtlern oder Erstklässlern. Sie werden den Running Gag "Immer noch am Leben!" nicht ganz so zu schätzen wissen.

Kommentare

  1. ah danke dafür, ich hatte ernsthaft überlegt, mit meinen beiden zu ostern reinzugehen
    aber scheinbar sind sie da dann doch noch zu klein dafür
    schade, dass gerade nichts anderes läuft

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    1. Wenn ihr es noch nicht gesehen habt und noch wo findet: Ralph Reichts wars großartig (siehe http://paparockt.blogspot.de/2012/12/rezension-ralph-reichts-wreck-it-ralph.html)

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