Wie man einen Mann dazu bringt, Helm zu tragen

Ein Beitrag zum Welttag des Mannes

Helme sind für Kinder
Ich trage keine Helme. Aus einem einfachen Grund: ich bin unverwundbar und unsterblich. Meine beiden Unfälle, die ihren Namen verdienen, endeten beide mit fahrunfähigen Unfallgegnern (ein VW Golf und ein Moutainbike), während ich gerade mal Schrammen davon trug. Ich fahre wirklich viel Rad, habe ein Auge für den Verkehr und ein Gespür für Risiken. Also: kein Helm nötig. Seit drei Wochen trage ich dennoch einen. Ganz Mann-untypisch habe ich mich überzeugen lassen. Und das kam so:



Mir war natürlich immer klar, dass es gute Gründe für den Helm gibt. Unfallstatistiken, Verletzungsmuster, die Tatsache, dass man abstrakte Risiken stets unterschätzt.
Die Argumente gegen den Helm waren nicht stark: er ist hässlich (kein Widerrede. Selbst gut designte Helme sind so attraktiv wie ein abgebissener Wurstzipfel), er ist sperrig, er ist unpraktisch, wenn man vom Bike steigt. Er kostet Geld, zerdrückt die Frisur. In seltenen Fällen kann man sich daran erwürgen.

Doch egal. Mann trägt keinen Helm. Mann geht ja auch nicht zur Vorsorge. Sorge ganz allgemein ist etwas für Frauen. Da hilft auch das wohlgemeinte Argument nicht, dass ich als Familienvater eine Pflicht gegenüber meinen Kindern habe. Was, wenn ich nach einem Unfall bewerbsunfähig bin?
Nun, gengans Scheißen, wie der Wiener sagt. Erstens bin ich wie erwähnt unsterblich, zweitens impliziert allein diese Unterstellung, dass ich eines Tages nicht für meine Familie da sein kann. Was ein Affront gegen mein Selbstbild ist. Also: keine Chance.

Dem geneingten Leser mag auffallen, dass es relativ unrationelle Gründe sind, die mich vom Helmtragen abhielten. Sehr menschlich (und in der Konstellation auch sehr männlich), und mit Vernunft kaum auszuhebeln. Es brauchte deswegen eines emotionalen Appells, mich zu überzeugen. Meine kleine Tochter, 17 Monate alt und der Sprache noch nicht mächtig, schaffte das im Handumdrehen.

Es war Montag, früh morgens, und wie jeden Morgen zogen wir uns an, um zur Krippe zu radeln. Sie liebt Kleider, sie liebt das ¨Babai¨ (was wohl ¨Bicycle¨ bedeutet. Ihr Bruder hatte es seinerzeit ¨Babackl¨ getauft.) Als sie mir meine Schuhe gebracht hatte (nach drei Paar auch eines, das tatsächlich mir gehörte) setzte sie sich, grinste und zeigte zur Ablage, da oben knapp unter der Decke, wo mein eigens gekaufter Helm seit Monaten Staub ansetzt. Sie sprach ein Wort, und seitdem gehe ich nicht mehr Oben Ohne aufs Rad. Ein Wort (und ich musste raten; ¨Amai¨ für ¨Helmet¨ ist nur im Zusammenhang klar), und sie hatte bewiesen, was mir alle bei ihrer Geburt prophezeiht hatten: pass auf, die wird dich um den Finger wickeln.

Und das ist gut so. Männer haben ein großes Talent, auch gegen Widerstände auf Kurs zu bleiben. Sie neigen nicht zu selbstdestruktivem Zweifel. Das sind Eigenschaften, die wichtig sind. Aber deswegen haben wir auch eine Achillesferse, wenn unsere Selbstsicherheit der Vernunft zuwiederläuft. Gesegnet deswegen jeder Mann, der eine kleine Tochter hat.
Zum Welttag des Mannes wünsche ich jedem eine.


Fotos von baldiri und Cayusa

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