Mit Kindern in London: keine Kinderwägen, bitte

Die Londoner U-Bahn ("tube") ist weltberühmt. Sie verbindet eine faszinierende Sehenswürdigkeit mit der nächsten. Es gibt brilliante Straßenmusiker. Sie ist das puslierende Herz unter einer der großartigsten Metrolopen der Welt. Sie ist außerdem absolut tödlich für Kinderwägen - es gibt keine Rolltreppen und ewige Laufwege. Ein kleiner Wermutstropfen für ein ansonsten unvergessliches Reiseziel für mich und meine beiden Stargäste. Ein paar Tipps und Erfahrungen, falls ihr der Queen mal in den Vorgarten schauen wollt habe ich hier gesammelt, zusammen mit den schönsten Fotos.
Horse Guards. Die coolere Wachablösung in London.

Die Queen, Paläste und glänzende Uniformstücke

Für uns war die tube die Verbindung zwischen unserem Einfalltor (Marylebone Station, weil wir etwas außerhalb im Yordans Youth Hostel wohnten - dazu später) und der Queen. Denn mein Sohn ist verrückt nach dem Palast, den Wachen, dem Pomp, seitdem wir letztes Jahr zu zweit dort vorbei geschaut hatten. Auch dieses Jahr war er nicht enttäuscht - und mit den Horse Guards und ihrem Museum hatten wir sogar noch eine Sehenswürdigkeit entdeckt, die ihn faszinierte. Das dazugehörige Household Cavalry Museum sei ebenfalls empfohlen. Mein kleiner Rollenspieler musste natürlich jede einzelne der Uniformen ausprobieren, die dort für Kinder bereit stehen. Vom schimmernden Brustpanzer der viktorianischen Ära bis zu den Tarnflecken von heute.

Er brüllt, er bewegt sich, er ist der Star.
Der T-Rex im Natural History Museum

Kostenlose Museen in London

Noch besser waren die beiden kostenlosen Museen "Science Museum" und "Natural History Museum". Sie liegen Rücken an Rücken, finanzieren sich durch Spenden und sind so groß, dass zwei Tage für den Besuch nicht ausreichen. Welches das bessere von beiden ist, darüber diskutieren wir heute noch. Der animierte T-Rex im Natural History Museum war beeindruckend, beängstigend (aber meine Dreijährige hat ihn nach einer Weile witzig gefunden.).


Der Blauwal muss sich nicht verstecken. Könnte er auch nicht.
Meine Kamera war nicht in der Lage, den zweiten Star dort auch nur annähernd ins Bild zu bringen: das Modell eines Blauwals lässt in seiner eigenen Halle die landlebende Konkuurenz (Elefant, Giraffe) aussehen wie Spielzeug. Aber so toll das auch war, im Science Museum gab es nicht weniger zu sehen (Apollo 11-Kapseln, WW2-Flugzeuge, Dampfmaschinen...), aber dazu das "Launchpad", eine Experimentier-, Spiel-, Forschungs- und Stauneinrichtung für Kinder und Jugendliche. Mein Sohn ist bis heute Stolz, dass er die Lampen beim Steck-Stromkasten samt Schalter zum Leuchten brachte. Die Prinzessin erzählt dagegen noch immer vom "Bang!", und dass wir da nicht mehr hingehen. Ein Experiment zum Knallgas hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber es gab ja Gehörschutz, den man sich leihen konnte. Alles kostenlos. 

Das Science Museum ist in meiner bescheidenen Erfahrung das beste seiner Art - weder das Deutsche Museum in München noch das EDF in Mulhouse können da mithalten. Das Smithsonian in Washington habe ich auch weniger cool in Erinnerung.  

Harry Potter, Schafe und Schweine

Dieser Direktor ist nur ein leeres Hemd. Dumbledores Kostüm.
Wie im Jahr zuvor verbrachten wir ein paar Tage damit, die Küste im Süden zu erkunden sowie das Umland Londons. Ein Besuch in den Warner Studios mit ihrer Ausstellung von Harry Potter-Requisiten und Sets durfte nicht fehlen (natürlich liebt mein Geschichten-Freak die Saga). Ein teurer Spaß, aber für Fans das Geld wert. Die Präsentation ist natürlich Hollywood-tauglich, der Fundus riesig. 
Ähnlich teuer, aber nach der Flug- und Autoreise eine willkommene Abwechslung war unser Besuch in Odds Farm Park. Dieser "Bauernhof" ist voll auf Stadtkinder ausgelegt, mit Waschstationen nach jedem Karnickel, und umfangreichen Indoor- und Outdoor-Spielplätzen. Neben Ziegen, Schafen, Hühnern und Häschen hatten es uns vor allem das Eiersammeln und das Schafrennen angetan. Wir waren etliche Stunden dort, und hätten auch noch mal einen halben Tag anhängen können ohne uns zu langweilen. Aber die Zeit drängte, es wurde dunkel, und die Jugendherberge rief.

YHA Yordans - tief im Wald.

Ich bin Veterane und Freund von Jugendherbergen, und Yordans schien mir gut gelegen - nur eine Stunde mit den Öffentlichen von London entfernt, im Grünen, nahe (aber nicht unangenehm nahe) der großen Verkehrsadern. Die Herberge ist klein, sauber, unkompliziert, unversorgt (es gibt eben die gut ausgestatte Küche), man kann kochen. Häschen hoppeln abends über die Wiese, zum Glück fehlt eigentlich nur ein Spielplatz - auch für Ballspiele ist der abschüssige Grund nicht gut geeignet. Wir haben neue Freunde gemacht, die Prinzessin hat zum ersten Mal unliebige Bekanntschaft mit einer Brennessel gemacht. Wir werden zurückkehren, da bin ich mir sicher.

West Sussex - Schönheit und Strand von Arundel bis Brighton


Zum Schluss waren wir noch zwei Tage an der Küste, in Littlehampton, Arundel und Brighton. Es war ein schönes Kontrastprogramm für die Großstadt, wir wurden von der Sonne verwöhnt und genossen vor allem die Gärten in der Burg von Arundel, den Strand in Littlehampton und das Pier in Brighton. 

Arundel Cathedral von den Gärten der Burg aus gesehen. 

Ich dachte erst das ist Crickett, aber es ist wohl
Lawn Bowling. Brighton an einem Samstagmorgen.


Brighton pier - der Sohn kann nicht genug davon bekommen.


Wattwanderung in Littlehampton im Abendlicht. Unvergesslich.
Es ist schon ausgemacht, dass wir nächstes Jahr wieder hierher fliegen (billig mit easyjet nach Gatwick, dann mit Mietwagen und Jugendherbergen kommt man mit zwei Kindern und ohne knausrig zu leben für 2.000 Euro davon). Es ist einfach toll, und der Sprachentwicklung hilft es auch, wie letzte Woche geschildert.

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