Sperrt schon mal eure Töchter weg!

Jetzt gehts los. Ich habe ja immer geglaubt, dass Sigmund Freud eine Menge Quatsch erzählt. Vieles von dem was er gesagt hat wird mittlerweile angezweifelt. Es ist trotzdem in das populäre Gewissen eingegangen ist. So etwa auch die Sache mit der Frühkindlichen Sexualität, dem Ödipus-Komplex, Penisneid und so fort. Bei Freud scheint sich alles nur um das Eine zu drehen, was vielleicht daran lag, dass er in einer Zeit gelebt hat, in der dieses "Eine" tabuisiert war.

Hab ich zumindest gedacht. Ich war der Meinung kleine Kinder sind echt unschuldig und rein. Und dann hab ich einen Sohn gekriegt.

Mein kleiner Brainbug hat vorgestern eine wichtige Schwelle vom Baby zum Teenager überschritten (mit 22 Monaten wohlgemerkt): er hat zum ersten Mal einen anderen Jungen gedisst. Die beiden- mein Brainbug und sein Freund Max - saßen wohl auf dem Wickeltisch, nackt wie die Mütter sie gerade ausgezogen hatten, und nach einem kritischen Blick auf die Situation meinte mein Sohn auf einmal:

"Ich Penis groß. Max Penis klein!"

So schauts aus.

Ganz überraschend kommt das nicht. Mein Sohn hat die Thematik "wer hat was wischen den Beinen" erkundet und das Grundprinzip von Mann und Frau rational begriffen (intuitiv wusste er das irgendwie gleich. Auf jeden Fall steigt er über seine weiblichen Freunde viel öfter drüber als über die Jungs. Und nein, das hat er sich sicher nicht von seinen Eltern abgeschaut.) Aber den ur-männlichen Drang zum Schwanzvergleich scheint er im Blut zu haben.

Als moderner Mensch neigt man natürlich dazu, so etwas genetisch erklären zu wollen. Die sexuelle Identität muss doch irgendwo biologisch vorgegeben sein, oder? Tatsächlich gibt es Beispiele wie den von John/Joan, einem Mann der nach einer missglückten Operation im Säuglingsalter als Mädchen großgezogen wurde. Trotz aller Versuche ihm eine weibliche Identität zu verpassen, die zu seinem chirurgisch entstandenen weiblichen Geschlechtsorganen passte, lehnte sich Joan mit 14 gegen ihre Weiblichkeit auf, ohne zu wissen, dass sie als Junge zur Welt gekommen war. Sie pinkelte sogar im Stehen (und wenn das kein Beweis dafür ist, dass Schilder wie dieses diskriminieren und wider die Natur sind, dann weiß ich auch nicht).
Jüngere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die sexuelle Orientierung im Gehrin nicht, oder zumindest nicht nur durch die Hormone bestimmt wird, die anderswo produziert werden. Die genaue Rolle der Gene ist dabei nicht klar. Das Thema ist auch politisch, weil es zumindest Hinweise dafür gibt, dass Homosexualität im Zusammenhang mit diesen Faktoren stehen kann - was natürlich Einfluss auf aktuelle Themen wie die Aufnahme der sexuellen Orientierung in den Gleichheitsartikel.

Für meinen Brainbug muss ich mir darüber aber sicher mal keine Sorgen machen. Graue Haare bekomme ich erst wenn er, sagen wir, 14 wird. Also noch zwölf Jahre Ruhe für mich und die Väter hübscher Töchter in unserem Dorf.

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