Steck's dir in die Nase, sagt der TÜV

Unser Kind ist eine Rotznase. Seine Patentante ist gebürtige Ungarin.
Das hat ursächlich nichts miteinander zu tun. Aber es dazu gefüht, dass wir in den Besitz eines Apperates gekommen sind, der uns kopfkratzend darüber grübeln ließ, was das Ding jetzt soll. Die Japaner haben den Ruf, Weltmeister im Erfinden komischer Maschinen zu sein. Die Ungarn machen ihnen diesen Rang jetzt streitig.

Die Patentante ist eine sehr nette junge Mutter, und weil sie unseren Kleinen oft sieht, hat sie seine ständig laufende Nase sicher bemerkt. In Ungarn, so hat sie uns erzählt, ist für solche Fälle der Arianna Nasensauger Gang und Gäbe. Alle benutzen ihn. Er ist offenbar ein echter Segen.

Mir wurde ein bisschen anders, als sie erklärte, wie das Ding funktionier. Man schließt einen Schlach an den Staubsauger an, und das andere Ende kommt dann in die Nase. Das zieht den Schleim aus Atemwegen, Nebenhöhlen, Stirnhöhlen... vermutlich zieht es so ziemlich alles aus dem Kopf vorne raus. Man kann sich das Produkt in einem stragtegisch platzierten Glasröhrchen ansehen. Wenn man will. Wenn man nicht will, dann auch.
Ganz abgesehen von der absurden Idee dass ich meinem Kind ohne heftige Gegenwehr einen Staubsauger in die Nase stecken kann, hat mir das Gerät doch amüsiert. Nicht nur, dass die Verpackung wirklich komisch ist (zumindest wenn man wie ich kein Ungarisch kann):
Auch die Anleitung hat ihren Charme:
So richtig komisch wird es aber, wenn man sich ein bisschen mit der Recherche zu dem Produkt beschäftigt. Wenn man die für deutsche Verhältnisse etwas umständliche Website des Produktes eintippt (ich habe drei Anläufe gebaucht, bis ich www.orrszivoporszivo.hu richtig hingekriegt hatte), gelangt man auf die siebensprachige Homepage, die unter anderem ein Präsentationsvideo (mit klassicher Aufzugmusik unterlegt) bietet und ein unleserliches TÜV-Zertifikat präsentiert.

Gibt es denn einen Nasen-TÜV? TÜV Nord, TÜV Süd, gut die kenne ich (das Siegel ist übrigens vom TÜV Süd), und der Verein zertifiziert ja so einiges, von Autos über IT bis hin zu unternehmensinternen Prozessen. Was wurde also hier bescheinigt? (Wir unterstellen jetzt einfach mal, dass es sich um eine authentische Bescheinigung handelt)

Die FAQ des Nasenputzers wurden von einer Dr. Julianna Gelléri miterstellt, die als Hals-,, Nasen-,,Ohrenarzt, Phoniater beschrieben wird. Wenn man diesen Name googelt, findet man eine Moderatorin des "INTERNATIONAL FILM FESTIVAL OF LIFETSYLE - 2007", welche in ihrer Vita ein Interesse für "Esotericism" angibt. Zu ihren Mit-Moderatoren gehören interessante Persönlichkeiten wie "Teréz Baghy-Bátor - Kineziologist / Brain – control trainer".
Klingt das nicht wie ein Assistent des Bösewichts in einem Bond-Film?

Aber Scherz beiseite. Die laufende Nase von meinem Brainbug hat sicher schon einen halben Wald an Taschentüchern abgeholzt, und wenn ich mich jemals dazu überwinden könnte ihm so ein Ding in die Körperöffnungen zu stecken (errinert das nicht an Sci-Fi-Horrorfile aus den 50ern?) wäre das vielleicht im Sinne meines Grünen Gewissens. Aber anders als die selbergestrickten Pullis von Oma muss man dieses Geschenk nicht beim nächsten Besuch des großzügigen Spenders präsentieren (wäre ja nicht die beste Begleitshow zu Kaffee und Kuchen), und so fürchte ich wird das Gerät höchstens in anderen Feldern Einsatz finden. Aktuell könnte ich mir vorstellen, es zum Entfernen von Kernen aus Wassermelonenscheiben zu verwenden. Vielleicht sollte ich mir das patentieren lassen, und in den Wettstreit komischer Maschinen zwischen Japan und Ungarn einsteigen.

Kommentare

  1. Hallo!

    Es ist ein ziemlich alter Artikel, aber vielleicht...
    Ja, ich bin eine junge Mutter aus Ungarn mit 3-jährigen Zwillingen und ja, in Ungarn verwenden alle, die Kinder haben, dieses Ding. Und ja, es ist super, toll, ausgezeichnet!!!!
    Mit dem Nasensekret entfernt es die Bakterien und Viren, die die Krankheit verursachen. Es erleichter so für das Kind die Tage und Nächte. Es ist hier in Ungarn eine verbreiterte Sache und ganz alltäglich. Und noch eine wichtige Sache: viel weniger Kinder geraten mit Ohrenentzündung zum Arzt.

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  2. Ich hab mir inzwischen auch sagen lassen, dass es in Pflegeberufen häufiger Anwendung findet. Gerade jetzt in der Schnupfenzeit habe ich wieder mal dran gedacht. Wobei ich das mit dem Entfernen der Viren und Bakterien nicht so recht glaube. Diejenigen Bazillen, die im überschüssigen Nasensekret kleben, sind wahrscheinlich eh schon "aus dem Spiel", was die Infektion angeht. Aber da müsste ich mal einen Mediziner zu befragen.
    Auf jeden Fall macht es das Atmen leichter...

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  3. Also so ganz geheuer wäre mir so ein Ding auch nicht. Persönlich schwöre ich ja auf das gute alte Dampfbad (mit Kindern unterm Tisch in einer Höhle...). Aber meine Hebamme meinte damals ich solle den Schleim mit dem Mund aussaugen. Tja, stellt sich die Frage, ob Eltern eine Ekelgrenze haben - sie wird niedriger, das finde ich auch: Kann man auch hier nachlesen: http://www.liliput-lounge.de/Themen/Themakategorien/Vermischtes/verschleimte-kinder/
    Besten Gruss :)

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  4. Hallo!

    Ich akzeptiere natürlich eure Meinung.
    Nun wollte ich es klar machen, dass es hier
    gar nicht um ein schreckliches Ding geht.
    Hier in Ungarn, wenn das Kind karank ist, Erkältung hat, beginnen die Aerzte und HNO-Aerzte damit: unbedingt das Nasensekret mit Nasensauger entfernen!
    Was die Bakterien und Viren betrifft: ich hab' es falsch abgefasst. Das Ding entfernt durch Aussagen des Schleims Millionen von Bakterien und Viren, dadurch ist die Heilung vielleicht schneller.
    Ok, Thema besprochen und vollendet.
    Es war gut wieder auf Deutsch zu denken und schreiben, damit übte ich ein bisschen die Sprache. Danke! : )))

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