Ein Tipp bei schlechter Laune

Mann, kann mein Sonnenschein schlecht gelaunt sein. Heute habe ich mir glatt einen Tritt ans Kinn eingefangen. Aber selber Schuld, was will ich ihm auch seine Strumpfhose anziehen. Er hatte mich ja gewarnt "Papa weg!"
So kenn ich ihn gar nicht, aber in letzter Zeit hat mein 31 Monate alter Brainbug immer mal wieder keine Lust auf gar nichts, vor allem früh morgens (kriegt er genug Schlaf? Keine Ahnung. Lange Geschichte. Vielleicht wars auch der Wetterumschwung, oder Muskelkater vom Kinderturnen...)

Weil ich aber keine Lust auf einen ausgerenkten Kiefer habe und auch nicht will dass mein Schatz die ganze Zeit nur tobt und zornt, habe ich ihm den Grummelkäfer vorgestellt. Der (und sein Bruder, Vater und Mutter) ist neulich aufgetaucht als mein Stammhalter mal wieder mies drauf war, und krabbelte unartikuliert motzend vor ihm auf dem Tisch herum und meckerte über alles. Das Tier war ein durchschlagender Erfolg, mein Sohn war begeistert und fing laut das Lachen an, als der Grummelkäfer vor Wut ein Loch in ein Brotzeitbrett biss. Ich wiederum war happy, dass ich meinem Schatzi seine schlechte Laune so schnell nehmen konnte. Ein paar Bisse später war die Situation gerettet, eitel Sonnenschein herrschte in unserem Haus, und der Käfer verabschiedete sich.

Heute zum Frühstück also kehrte das Tier zurück (es wohnt übrigens in Lauingen, mein Beileid an die Schwaben. Warum gerade dort? Nun, wahrscheinlich hat mein Sohn sich für die Stadt entschieden, weil ich von dort mal mit blutigen Schrammen an den Händen von einem Campingtrip zurückkam.) Es brachte seinen Bruder mit, seine Mutter und Vater. Mein Schatz spielte den Käfer selber, ich durfte die Nebenrollen übernehmen. Gemeinsam bissen wir Löcher in alles Holz in Reichweite des Kinderstuhls. Dann ging es uns besser (ob die Käfer Bauchweh hatten? Schwer zu sagen).
Ich vermute den Grummelkäfer werden wir in nächster Zeit öfter sehen. Ich habe nichts dagegen.
Er hilft, so hoffe ich, die negativen Gefühle auszudrücken, die mein kleiner Sohn noch nicht verbalisieren kann (wie, aber erwachsenen Männer können das besser oder was?) Die Psychologie hat einen Haufen Thesen und Fachbegriffe (hier, hier oder hier) für unabsichtliche und absichtliche Formen solcher Externalisierung gefunden. Schön für sie.
Manchmal frage ich mich, ob ich mir nicht einen eigenen Grummelkäfer zulegen sollte. Ich denke an einen kniehohen, animierten Teddybären mit Sonntagsmorgenfrisur, Ringen unter den Augen, Niktinflecken an den Pfoten und einer deutlichen Alkoholfahne. Der würde dann früh Morgens in die Küche schlurfen, fluchen wenn die Kaffemaschine spinnt, schimpfen wenn er Milch verschüttet, und dann stumm aus dem Fenster starren. Ich ließe ihn in Ruhe bis er seine Tasse leergetrunken hat.
Ob mir das genauso hilft wie meinem Sohn? Oder muss ich selber ins Brotzeitbrettchen beißen?

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