Spielplätze, auf denen man sich verletzen kann.

Ich bin Samstag mit meinem Dreijährigen Achterbahn gefahren. Ich hab Achterbahnen nie leiden könne. Mir war nicht ganz wohl dabei. Mein Kleiner fand es toll - nach einem kurzen Augenblick der Introspektion. Wir mussten gleich noch ein zweites Mal fahren, und er hat laut gejubelt.
Danach sind wir auf den Rutschenturm gestiegen und haben alle drei Rutschen ausprobiert. Die steilste war im Prinzip fünf Meter freier Fall. Ich durfte sie dreimal machen. Mama musste auch mal mit, und hat dann gestreikt.
Unser Sohn ist offenbar völlig furchtlos. Da haben wir wohl was richtig gemacht. (Das war nicht immer so).

Was damit zu tun haben könnte, ist die Tatsache, dass wir ihn immer überall hinauf haben klettern lassen, wo er von selber hin kam - gesichert von Papa. Das bedeutet, dass Papa auch mal mit in eine Kletterburg muss (und das mach ich ausgesprochen gerne - es gibt kein "Kind im Mann", Mann ist ein Kind mit Extras, eigentlich). Mein Sohn kann klettern wie ein Äffchen, und hat keine Höhenangst. Meine Überlegung war immer, dass sich mein Kind seine Grenzen selber sucht, blablabla. Ihr wisst schon.

Sieht so aus, als würde sich diese Erkenntis auch bei professionellen Spielplatz-Gestaltern durchsetzen. Der Trend zu immer sichereren Spielplätzen (niedrig, mit Gummi überall) scheint passé - zumindest in den USA. Ein Grund dafür ist, dass es keine deutlichen Zahlen gibt, dass das Verletzungsrisiko tatsächlich sinkt. Offenbar passen Kinder und Eltern ihr Spiel den wahrgenommenen Sicherheitvorkehrungen an, und unterschätzen dabei bisweilen, wie weh ein Sturz auf einen Gummiboden tut. Ein zweiter Grund ist, dass Psychologen den Wert gefährlichen Spiels entdecken. Keine Überraschung: Kinder lernen nicht nur, Gefahren besser abzuschätzen, wenn sie riskieren sich die Knochen zu brechen. Sie sind auch im späteren Leben weniger anfällig für Phobien. Sie lernen, ihre Angst zu bewältigen.

Deswegen hab ich mich neulich in die ungeliebte Personenschleuder gesetzt, und meinen Sohn in die Sturz-Rutsche begleitet. Wenn das dazu beiträgt, dass er sich nicht mit 16 auf dem Mofa um einen Baum wickelt oder auf der Therapeutencouch landet, dann ist das ein kleines Opfer. Gott sei Dank konnten wir die Wächter des Vergnügungsparks über sein wirkliches Alter täuschen.

Die Achterbahn ist nämlich erst ab vier Jahren erlaubt. Manche Spielplätze und -zeuge machen eben nur Spaß, wenn sich unsicher sind.

Bilder: Schockwellenreiter, theomonnie,

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