Eltern im Cockpit: wie kommt man aus dem Helikopter?

Foto von Kaptain Kobold unter cc
Vielleicht sind Väter von Natur aus besser geeignet, mit ihrer Rolle als Eltern im 21. Jahrhundert klar zu kommen. Warum? Weil Männer tendenziell weniger zu Selbstzweifeln neigen. Und Zweifel sind die Schattenseite des Helikopter-Parenting, und diese übertriebene Rundumfürsorge ist die typische Erziehung im 21. Jahrhundert. Das tut den Kindern nichts böses (trotz aller Unkenrufe, wir züchteten eine Generation von Egoisten -  dieser Vorwurf ist so als wie die Menschheit). Aber Eltern machen sich damit fertig. Die Frage bleibt aber: sind Frauen davon mehr betroffen?
Der Druck, unter dem Eltern heutzutage stehen, ist nicht irrational. Es gibt genug Anzeichen dafür, dass die frühe Förderung von Kindern durch Sport, Musik, außerschulische Kurse und dergleichen ein Vorteil fürs Leben ist. Eltern hängen sich also rein, wenn das irgendwie geht (und mit Vollzeitjob geht es eher so mittel). Aus dem Bauch raus würde ich sagen: Mütter machen sich mehr Stress, Väter sind eher damit zufrieden, dass sie eben nur schaffen was sie schaffen.

Eltern bewerten sich selbst

Eigentlich müssten Väter sich öfter für gute Eltern halten. Aber zumindest in einer US-Studie geben sich Mütter öfter gute Noten fürs Elternsein. Arbeitende- mehr noch als Vollzeitmütter. Die gleiche Studie zeigt, dass sie im wesentlichen gleich viel Zeit für bezahlte und unbezahlte Arbeit aufbringen wie die Väter (etwas weniger im Durchschnitt, etwas mehr wenn man nur Haushalte mit zwei erwerbstätigen Eltern betrachtet).

Aus persönlicher Erfahrung kann ich das nicht beurteilen. Findet meine Frau sich selber besser als ich mich (keine Frage, dass sie sich selber besser findet als mich, und umgekehrt, aber das ist ein altbekanntes Selbstwahrnehmungsproblem). Gestresster ist sie allemal, um so mehr als sie seit ein paar Wochen von Dreiviertel- auf Vollzeit aufgestockt hat.

Was rettet die Helikopter-Eltern vor dem Burn-Out?

Was soll man Eltern raten, die sich in der Mühle von Job und dem eigenen Anspruch als Papa/Mama aufgerieben fühlen? Nun, zum einen die gelassene Herangehensweise, die ich oben als typisch Männlich bezeichnet habe. "World's Best Father" spielt damit sehr witzig. Wie wird man gelassen? Öh... Drogen? Buddhismus? Mindfulness?

Ein paar Tipps liefert Pamela Druckermann, eine US-Mama in Frankreich (und Autorin eines Buches zum Thema). Darunter:

  • Mehr fordern: unsere Kleinen sind Weltmeister darin, so zu wirken als wäre es jenseits ihrer Möglichkeiten, hinter sich aufzuräumen, ihre Nudeln nicht durch die Küche zu pfeffern, zu spülen, die Wäsche aufzuräumen. Wir wissen, dass sie uns perfekt manipulieren können. Nicht gefallen lassen! Je weniger wir von ihnen erwarten, desto weniger lernen sie.
  • Freiheit ohne Scham. Nehmt Mancations und Mommycations. Gönnt es euch, beim Elterntreff die Kinder alleine spielen zu lassen damit ihr in Ruhe Kaffee trinken könnt.
  • Seid Eltern für den Augenblick. Soll heißen: trotz unseres Wunsches, das beste für unsere Kinder zu erreichen, sollten wir nicht jede freie Minute auf die spätere Hochschulkarriere von Spross oder Prinzessin ausrichten. Kann sein, dass die nie kommt. Sorgt dafür, dass die 20 Jahre bis dahin es wert waren.
  • Soft Skills: versucht euren Kindern emotionale Intelligenz beizubringen, Geschichten erzählen, Verständnis für andere und Mitgefühl. Gebt ihnen (vor allem den Töchtern) das Gefühl, dass sie sich selber mögen dürfen, und nicht jeden anderen Menschen gut leiden müssen - macht sie stark.
  • Weniger ist mehr. Spielzeug, Sachen, Chaos im Haus (und hier muss ich zugeben versage ich großflächig. Unser Haus ist ein Legomeer, unsere Garage ein Fuhrpark von Bobbycars).
  • Soft Power: zeigt und lebt, dass man mit Respekt und Freundlichkeit mehr erreichen kann. Nicht immer und nicht überall, aber den Ellenbogencheck lernt jeder früh genug. 
  • Keine Sorge. Die Fehler vor denen wir uns bei der Erziehung fürchten machen wir bestimmt nicht (wie finden ganz neue, unerwartete. Schließlich sind wir ja auch erfinderisch). 

Ein Bonustipp, der in der Liste noch fehlt:

  • Spaß mit Kindern: wenn ihr Kinderdienst habt: Unternehmt Sachen, die euch selber Spaß machen. Auch wenn es nicht typisch kindgerecht ist. Museen zum Beispiel. Ausflüge. Auch eure Wünsche zählen, und neue Erfahrungen tun Kindern gut.

Zugegeben: die Balance zwischen dem eigenen Glück und dem der Kinder (da wo beides nicht ein und dasselbe ist) dürfte zu den schwierigsten Aufgaben zählen, die das Leben für uns bereit hält. Wenn unsere Kids Teenager sind, werden sie uns sicher vorwerfen, dass wir alles falsch gemacht haben. Zumindest müssen wir das also nicht selbst tun. Ein Punkt in der Liste, den wir also abhaken können.


Kommentare

  1. Schöner Artikel.
    Wir hatten vor der Geburt viele Vorsätze, die wir eigentlich alle gebrochen haben. ;)
    Es ist nicht so einfach, den kleinen einfach mal machen zu lassen. Man will ja Schaden vom kleinen Mann abhalten, so gut es geht. Jedoch gelingt es mir als Vater jedoch öfter ihn sich auch mal eine Schramme holen zu lassen.
    Innerlich möchte ich bei seinen Kletteraktionen hinspurten, aber wenn keine wirkliche Gefahr besteht, lass ich ihn machen.
    Das Treppenschutzgitter haben wir auch relativ schnell wieder entfernt, nachdem wir gesehen haben, er ist vorsichtig. Jetzt mit 2 Jahren bewegt er sich sicher und selbstständig durch beide Stockwerke.

    Auch immer öfter lassen wir ihn in einigermaßen kontrollierter Umgebung auch mal umherstreunern. Leider ist der kleine Mann ein größer Flüchtlich, der sich furchtlos immer weiter entfernt :)
    Wir wohnen zum Glück in einem kleinen Dorf, wo auf Dorf-Festen eigentlich jeder weiß, wohin der Knirps gehört :)

    Aber ich gebe zu, es ist schwierig loszulassen.

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