Liebe ich mein Kind zu sehr?

Noch Fragen? Ich bin fest überzeugt, es geht nicht nur Mamas so wie auf dem Cartoon ("Baby Blues" ist meiner Meinung nach unschlagbar). Aber Väter, die erst seit ein paar Jahren so richtig in die Rolle hineinwachsen, haben einen Rückstand, wenn es um das Thema geht. Frauen haben "Wenn Frauen zu sehr lieben" und hundert andere Bücher zu dem Thema. Männer haben... Hmm. "Ein Mann ein Buch" ist nicht zufällig leer von Themen wie "Kinder" oder "Liebe".

Selber denken ist eh besser. Also wo ist die Grenze, an der das "Zuviel" der Liebe zu den eigenen Kindern beginnt? Gibt es überhaupt eine? Im Wesentlichen fallen mir zwei Gründe ein, warum doch: einerseits kann man seinen Sproß als emotionale Krücke missbrauchen, um sich selber zu stützen, uns eine Zeitlang geht das wohl auch gut. Aber man tut dem Kind damit Unrecht. Spürt es, wie sehr der Erwachsene auf es angewiesen ist? Fühlt es sich verpflichtet, dafür herzuhalten, und seine eigene Entwicklung dafür hintanzustellen? Der berühmte Abnablungsprozess mit Papa-ist-nicht-mehr-cool und Türenschlagen muss ja unausweichlich irgendwann kommen.
Zweitens bereitet man sich selber auf einen fiesen emotionalen Drop-Kick vor, wenn die Pubertät dann kommt. Wenn man sein ganzes Harz an das Kind hängt, und es einen dann anbrüllt und verflucht, dann leidet man ganz erheblich. Wohl dem, der sich vorher ein Hobby gesucht hat (und wenn es ein rotes Auto ist).

Das ganze Thema elterlicher Zuneigung ist sowieso zu kompliziert. Neue Studien zeigen zum Beispiel, dass die Supernanny-Methode des Entzugs von Aufmerksamkeit und Zuneigung nicht geeignet ist, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Das Resultat sind vielmehr unsichere Kinder. Der Psychologe Carl Rogers hat schon vor Jahrzehnten postuliert, dass die Liebe "ungeschuldet" sein muss. Komme was wolle. So bucklig der Nachwuchs auch sei.

Also Supernanny raus, neue Lehrmeinung rein. Die lautet:
"In practice, according to an impressive collection of data by Dr. Deci and others, unconditional acceptance by parents as well as teachers should be accompanied by “autonomy support”: explaining reasons for requests, maximizing opportunities for the child to participate in making decisions, being encouraging without manipulating, and actively imagining how things look from the child’s point of view."

Also: freundlich fragen, erklären, dazu ermuntern Entscheidungen mit zu tragen und sich in das Kind hineinversetzen. Erinnert mich an eine Szene aus der Autobiographie Brian Wilsons, wo sein Psycho-Guru Dr. Landy sich stundelang zu ihm in den Wandschrank setzt, um die Marotten des Beach-Boys-Popstars auszutreiben.

Wie haben aber keinen Wandschrank bei uns im Haus, und ich hab auch nicht die Zeit dafür. Mir bleiben also nur die Gedanken eines anderen Pop-Brian zu dem Thema:

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