Förderung und Überforderung

Die Eltern in den USA sind ein bisschen verunsichert. Eine von ihnen, Amy Chua, hat ihnen um die Ohren gehauen, dass US-Kinder ihre Zeit verplempern und deswegen schulisch schwach sind (wie die aktuelle PISA-Mathestudie belegt - USA Platz 35, Deutschland Platz 23, Shanghai Platz 1). Ihre Diagnose: die Eltern machen zu wenig Druck. Chinesische Eltern (Chua ist US-Amerikanierin mit Migartionshintergrund und derzeit Rechtprofessorin in Yale) machen das besser.
(Übrigens: Die USA fürchten sich also vor zu schlauen Einwanderern? Unser Thilo S. würde sich wundern.)
Wer sagt Mathe sei nicht kindgerecht? Die schlauste Rutsche Deutschlands in der TU München, Maschinenbaufakultät Garching. Bild: digital cat auf flickr

Frau Chua hat seit ihrem Buch "Battle Hymn of the Tiger Mother" ein bisschen zurück gerudert und meint mittlerweile in Interviews, dass sie die strengen Methoden, mit denen sie ihre beiden Töchter erzogen hat (beide sind jetzt Teenager) selber nicht mehr ganz so ernst nimmt. Aber trotzdem, so liest man zwischen den Zeilen heraus, gerade zwischen 5 und 12 Jahren muss man als Mama fordern, fordern, fordern. Eine 1- ist nicht gut genug, und ohne eine Stunde Geige Üben pro Tag geht gar nix.

Eine intelligente Kritik in Slate.com wendet ein, dass die USA ihre Stärken nicht aus großartigen Mathematikern bezieht (dafür gibts die "precision-minded societies" - Japan, Deutschland, bald auch China) sondern aus Innovatoren, und die kriegt man gerade eben nicht durch stupides Lernen und Fleiß. Bill Gates und Mark Zuckerberg wären in China Zahnärzte geworden oder Ingenieure. Wirtschaftsexperten zeigen im Allgemeinen auf, dass Volkswirtschaften gut daran tun, ihre Stärken zu fördern. Autos aus Deutschland, Handys aus Taiwan, Facebooks, Blockbuster und Games aus den USA. Sollen die chinesischen Mütter ihren Kindern die Kindheit versauen, in den USA wäre es kontraproduktiv.
In Deutschland? In Deutschland kriegen sie alle Bobbycars. Damit sie mal bei BMW Kunde werden.

Mir persönlich kann das ja egal sein. Mein Brainbug ist eh der Schlauste von allen (ganz anders als alle anderen Kinder, gelle?) Nur hat er sich heute vom Musikgarten freigequengelt (der ihm wohl gar nicht gefiel, ein Urteil dass er mit Oma, Opa und Mama teilt). Nun glaube ich nicht dass ihm das Rumhüpfen im Kreis große Vorteile auf der Karriereleiter gebracht hat. Aber Amy Chuas These schwirrte mir doch durch den Kopf: wie oft muss ich hart sein, wie oft die Tränen meines Sohnes ertragen, zu seinem eigenen Besten? Ich tu mich da schwer...

Kommentare

  1. Ein Nachtrag: "Tiger Mom" Amy Chua ist wohl eigentlich ganz locker: http://www.slate.com/id/2286551/ Sagt Slate.

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