Eklig? Definiere "Eklig".

Ich war mit meinem Sohn gestern am Baggersee, und unsere Erlebnisse haben mich dazu veranlasst, ein bisschen über den Begriff "Ekel" nachzudenken. Erfahrene Eltern werden ahnen wrum, und sicherlich wird ihnen auch dieser englische Comic was sagen:
Baby Blues: 6 Dinge, die man lernt wenn man Kinder hat: Nummer 1: Sachen, die man mal für echt widerlich hielt, sind jetzt gerade mal ein bisschen eklig.

Kurz gefasst: mein Kleiner wollte zum x-ten Mal ins Wasser, wir hatten keine frischen Windeln mehr, also durfte er, wie soll man sagen, al fresco in den Kinderbereich. Es kam wie befürchtet und seine aktive Verdauung meldete sich, und ich sammelte das Produkt schnell mit der blossen Hand auf, bevor es irgendwem auffiel. Die nächste Mülltonne stand nur ein paar Schritt weit weg am Ufer, und dorthin habe ich es entsorgt.

So weit, so alltäglich. Vor zwei Jahren hätte ich das vermutlich noch nicht gemacht. Vor zehn Jahren, als ich noch keine Katze hatte, hätte ich mich beim blossen Anblick abgewandt. Und als junger Teenager wäre ich vermutlich Kotzen gegangen.
Man darf sich von der sauberen Erscheinung nicht täuschen lassen: Katzen sind ziemlich anstrengend, hygiene-mäßig.
funny pictures of cats with captions

Mit anderen Worten, man gewöhnt sich an vieles. Das Ekel-Empfinden stumpft ab, wenn man sich mit der damit verbundenen Aufgabe identifizieren kann ("für meinen Schatz mach ich sogar das"). Ich hoffe nur, dass ich im Alter nicht so werde wie meine Großmutter; eine Seele von Mensch, aber völlig schmerzfrei, was Schimmel auf ihrem Lieblingskäse anging. Ein bisschen abgeschnitten und der Laib war wie neu. Kriegskinder haben das vermutlich ziemlich schnell gelernt.
Wie weit geht diese Toleranz gegenüber ekligen Dingen mit zunehmender Lebenserfahrung also? Und vor allem: welche anderen Auswirkungen hat das auf die Psyche und die Seele?
Eine aktuelle Studie kommt zum Schluss, dass politisch konservative/rechts-von-der-Mitte angesiedelte Menschen leichter Ekel verspüren als Linke. Haben Konservative also einfach nicht genug dreckige Sachen erlebt? (Interessanterweise haben andere Studien ergeben, dass man weniger streng über Andere urteilt, wenn man sich sauber fühlt. Sind Linke also deswegen so tolerant, weil sie sich aufgrund gesenkter Ekelschwelle seltener schmutzig fühlen?)
Und, Bonusfrage: wenn Väter von Töchtern tatsächlich ihre politischen Ansichten nach links verschieben, Väter von Söhnen aber nach rechts (siehe noch eine Studie. Was machen die Wissenschaftler eigentlich sonst den ganzen Tag?) - was sagt das über deren Ekelempfinden aus? Werden die Väter von Söhnen also penibler und pingliger?
Kaum. Siehe oben.

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